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Neu: S2k-Leitlinie Adoleszente Idiopathische Skoliose

Die Skoliose im Jugendalter muss regelmässig fachärztlich kontrolliert werden. Mediziner müssen abwägen, ob abgewartet werden kann oder mit einer Therapie, wie beispielsweise einem Korsett, begonnen werden muss oder gar eine Operation nötig ist. Die neue S2k-Leitlinie bietet nun klare Handlungsempfehlungen für Ärzte, Physiotherapeuten und Orthopädietechniker zur Behandlung der adoleszenten idiopathischen Skoliose.

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In dem 137-seitigen Dokument werden die Diagnostik, der natürliche Verlauf sowie die konservative als auch die operative Therapie der verkrümmten Wirbelsäule von Jugendlichen ausführlich beleuchtet und klare Empfehlungen für den Alltag ausgesprochen.

«Unser Ziel ist es, den krummen Rücken aufzurichten. Die nun vorliegenden Empfehlungen helfen, die Therapie für unsere Jugendlichen zu vereinheitlichen und zu verbessern», sagt Prof. Dr. Maximilian Rudert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Cobb-Winkel bestimmen
Die adoleszente idiopathische Skoliose (AIS) betrifft junge Menschen zwischen 10 und 18 Jahren und tritt mit einer Häufigkeit zwischen 0,47 und 5,2 Prozent auf, gehäuft bei Mädchen. «Besteht der klinische Verdacht einer Skoliose, etwa weil der Oberkörper sichtbar schief steht, wird die Durchführung einer Röntgenaufnahme im Stand für die ganze Wirbelsäule empfohlen», erklärt Leitlinien-Koordinator Prof. Dr. Tobias Schulte von der DWG. Dabei werde der Grad der Verkrümmung bestimmt, der sogenannte Cobb-Winkel. Bei einer leichten Krümmung muss nicht behandelt werden, aber die regelmässige Kontrolle ist nötig, bis das Wachstum der Wirbelsäule abgeschlossen ist.

Konservative und operative Behandlung
Stärkere Krümmungen von 25 bis 40 Grad werden konservativ behandelt. Bezüglich der Einleitung von konservativen Therapiemassnahmen wie Physiotherapie und Korsett werden genaue Therapieempfehlungen ausgesprochen, um eine Unter- aber auch eine Überversorgung zu vermeiden. «Bringt die konservative Therapie keinen Erfolg oder aber bei der Erstdiagnose einer AIS wird ein ausgeprägter Skoliose-Winkel von über 50 Grad festgestellt, wird in der Regel eine operative Vorgehensweise empfohlen», sagt Leitlinien-Koordinator Dr. Kiril Mladenov von der VKO.

Auch gibt die Leitlinie Hinweise zur Auswahl des Operationsverfahrens: Dabei werden alle aktuell verfügbaren Techniken ausführlich gewürdigt und eingeordnet. Die OP-Nachbehandlung wird ebenso berücksichtigt. Das Kapitel ‚Skoliose im Alltag‘ gibt Empfehlungen zu den Themen Berufswahl, Bemessung des Grades der Behinderung, Sexualität, Belastung, Schwangerschaft und Geburt sowie Sport.

«Obwohl es sich um eine Konsensus-basierte Leitlinie handelt, wurde von der Autorengruppe grosser Wert auf die wissenschaftliche Fundierung aller Empfehlungen und Statements gelegt unter Berücksichtigung der aktuellsten Literatur», sagt Leitlinien-Koordinator Dr. Bernd Wiedenhöfer von der DGOU.

Interdisziplinäre Leitlinie
«Interdisziplinär entwickelte Leitlinien, insbesondere für komplexe und eher seltene Erkrankungen sind aufwändig und herausfordernd. Mit der Leitlinie S2k Adoleszente idiopathische Skoliose ist ein didaktisch-strategisch hervorragender Leitfaden für die Behandlung dieser Erkrankungsgruppe gelungen. Versehen mit 372 Literaturstellen zeigt er sowohl die konservativen als auch operativen Behandlungsoptionen abwägend auf», sagt DWG-Präsident Prof. Dr. Markus Arand.

«Diese Leitlinie wird hoffentlich massgeblich dazu beitragen, frühzeitig mit der Behandlung einer AIS zu beginnen. Denn es ist ja so, dass jede grosse Krümmung einmal klein begonnen hat», sagt Prof. Dr. Anna K. Hell, Präsidentin der DGOU-Sektion Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO).PS

Zur S2k-Leitlinie Adoleszente Idiopathische Skoliose

Die Leitlinie entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) und der Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO) gemeinsam mit 10 weiteren Fachgesellschaften bzw. Bundesverbänden.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)/Pressemitteilung, 19.04.2023

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