Die CAR-T-Zellen sind vermutlich besonders wirksam, weil sie sich gleichzeitig gegen zwei Zielstrukturen auf den Tumorzellen richten, und weil sie direkt nach der Herstellung am Uniklinikum verabreicht werden können.
Die beiden Leukämie-Patienten hatten bereits verschiedene klassische Chemotherapien, Antikörpertherapien sowie Stammzelltransplantationen erhalten, ohne damit die Leukämie dauerhaft kontrollieren zu können. Im Rahmen von Heilversuchen ist es Tübinger Forschern mit eigenhergestellten neuartigen CAR-T-Zellen gelungen, rasch und effektiv auf den Rückfall der Erkrankung zu reagieren. Mehr als ein Jahr nach Abschluss der Therapie sind bei den behandelten Patienten weiterhin keine Tumorzellen nachweisbar.
Einsatz auch bei Autoimmunerkrankungen erfolgreich
CAR-T-Zellen eignen sich auch für die Therapie lebensbedrohlicher Autoimmunerkrankungen. Bisher wurden in Tübingen Patienten mit Sklerodermie und Myositis behandelt. Auch im Fall einer Patientin, die an einer schweren rheumatischen Arthritis sowie Multipler Sklerose erkrankt ist, war die Behandlung mit eigenhergestellten CAR-T-Zellen vielversprechend.
«Gerade bei Patienten, die unter fortgeschrittenen Erkrankungen mit verschiedenen Organeinschränkungen leiden, stehen zugelassene Therapien oft nicht zur Verfügung», erklärt Prof. Dr. Claudia Lengerke, Ärztliche Direktorin der Abteilung für Hämatologie, Onkologie, klinische Immunologie und Rheumatologie. Heilversuche mit eigenhergestellten CAR-T-Zellen können ermöglichen, die Therapie auf die Patientin oder den Patienten individuell abzustimmen
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Noch in diesem Jahr sollen diese Erkenntnisse in mehrere klinische Studien überführt werden, um die Wirksamkeit der Therapie bei Kindern und Erwachsenen weiter zu erforschen. «Unsere bisherigen Erfahrungen machen Hoffnung, dass diese CAR-T-Zellen auch bei Patienten mit lebens- oder organbedrohlichen Autoimmunerkrankungen helfen können, die auf keine anderen Behandlungen ansprechen», sagt Prof. Dr. Jörg Henes, Leiter des Bereichs Rheumatologie. Bis zum Beginn der Studien können einzelne Betroffene über Heilversuche behandelt werden.
Zellen werden vor Ort hergestellt
Das Besondere des Therapieansatzes am Uniklinikum: Die CAR-T-Zellen werden vor Ort in besonderen Reinräumen durch die Teams der Medizinischen Klinik und der Kinderklinik hergestellt. Die Zellen stehen so innerhalb weniger Tage zur Verfügung, aufwändige Transport- und Einfrierprozesse entfallen. Gegenüber den bereits zugelassenen CAR-T-Zellprodukten werden in Tübingen neuartige Zielantigene und CAR-T-Zellkonstrukte entwickelt. Eine enge Kooperation mit dem Biotechnologie- und Biomedizin-Unternehmen Miltenyi Biotec, weltweit führend in der Entwicklung von Technologien im Bereich Stammzelltransplantation und Zelltherapie, macht dies möglich.PS