Bei chirurgischen Eingriffen gehören Cephalosporine, Penicilline und andere Beta-Laktam-Antibiotika zur Standardprophylaxe gegen Wundinfektionen.
Wird jedoch aufgrund einer vermuteten Allergie auf Alternativen wie Clindamycin, Ciprofloxacin oder Vancomycin ausgewichen, steigt das Risiko für postoperative Infektionen erheblich.
Das zeigt eine
Kohortenstudie mit Beteiligung der Universitäten Bern und Basel, den Universitätsspitälern Genf, Basel und Bern sowie dem Spital Wallis in Sion. Geleitet wurde die Studie von
Rami Sommerstein, Lehr- und Forschungsbeauftragter an der Universität Luzern und Facharzt Infektiologie und Spitalhygiene an der Hirslanden Klinik St. Anna.
Risiko für Wundinfektionen verdoppelt sich
Das Forschungsteam analysierte Daten von 348'885 Patientinnen und Patienten aus 175 Schweizer Spitälern. Rund zwei Prozent erhielten ein Nicht-Beta-Laktam-Antibiotikum. In dieser Gruppe traten chirurgische Wundinfektionen fast doppelt so häufig auf wie bei den übrigen (6,1 Prozent versus 2,8 Prozent).
Das erhöhte Risiko zeigte sich unabhängig von Eingriffsart, Spitalgrösse oder Antibiotikaklasse. Besonders häufig waren Infektionen unter Clindamycin, gefolgt von Ciprofloxacin.
Laut den Autorinnen und Autoren wäre der Einsatz solcher Alternativen in vielen Fällen vermeidbar. Eine sorgfältige Abklärung der gemeldeten Beta-Laktam-Allergie sei daher entscheidend: Kreuzreaktionen mit Penicillinen sind selten, viele vermeintliche Allergien erweisen sich als unbegründet oder bilden sich im Verlauf zurück.
Praxistipp:
Vor chirurgischen Eingriffen sollte die Standardprophylaxe mit Beta-Laktam-Antibiotika wann immer möglich beibehalten werden. Bei unklarer Allergie gilt: testen statt ersetzen.