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imageDie Entwickler Selman Sakar, Julian Raub und Mehdi Ali Gadiri (v. l. n. r.). Bild: Alain Herzog | EPFL

Wenn der Blutstrom selbst zum Antrieb wird: EPFL präsentiert Mikrokatheter

Forschende aus Lausanne haben einen magnetischen Katheter entwickelt, der tief im Gehirn navigieren kann, ohne die Gefässwände zu verletzen. «MagFlow» könnte künftig bei Schlaganfällen, arteriovenösen Fehlbildungen oder Augentumoren eingesetzt werden.

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Der an der EPFL (École polytechnique fédérale de Lausanne) entwickelte Katheter namens MagFlow ist gleich in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Er ist nur halb so gross wie herkömmliche Mikrokatheter – und er bewegt sich auf neuartige Weise fort.

Statt aktiv geschoben zu werden, lässt er sich vom Blutstrom tragen, während seine Spitze durch ein externes Magnetfeld präzise gesteuert wird.

Die ersten Versuche an Tiermodellen verliefen vielversprechend:
MagFlow konnte in extrem schmale Arterien im Kopf-, Hals- und Rückenbereich von Schweinen eindringen und dort Kontrast- und Embolisationsmittel abgeben, wie die EPFL in einer Mitteilung erklärt.
Vom Blutstrom gelenkt
Das Prinzip der «flussgesteuerten Navigation» (flow-driven navigation) verringert den Kontakt mit den Gefässwänden und minimiert damit das Risiko von Verletzungen. Laut Studienautor Lucio Pancaldi handelt es sich dabei um «eine klinisch realisierbare Lösung, die langfristig neue Behandlungswege für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eröffnen kann».

OmniMag berechnet automatisch die Orientierung des Magnetfelds, das nötig ist, um die magnetische Spitze von MagFlow in die gewünschte Richtung zu lenken. Video: EPFL.

Das Team um Selman Sakar vom Micro Biorobotic Systems Laboratory hat zudem OmniMag entwickelt – eine Plattform, mit der Ärztinnen und Ärzte den Katheter aus der Ferne über einen Stylus steuern können.
Zusammenarbeit mit CHUV und Inselspital
Derzeit arbeitet die Forschungsgruppe mit dem CHUV (Centre hospitalier universitaire vaudois) und dem Augenspital Jules-Gonin zusammen, um die Technologie für die Behandlung des Retinoblastoms – eines bösartigen Augentumors bei Kindern – weiterzuentwickeln.

Langfristig sind auch neurologische Anwendungen geplant, etwa zur Kartierung der Hirnaktivität bei epileptischen Anfällen. Hierzu kooperiert das Team mit Neurochirurgen und Epileptologen des Inselspitals Bern.

Zur Originalpublikation:
  • Lucio Pancaldi, Ece Özelçi, Mehdi Ali Gadiri et al.: «Flow-driven magnetic microcatheter for superselective arterial embolization», in: «Science Robotics», Oktober 2025.
  • DOI: 10.1126/scirobotics.adu4003


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