«Warum ist die Immuntherapie bei Kindern wirksamer als bei Erwachsenen? Und wenn die Antwort im Herzen unserer Zellen liegt?» Diese Fragen wirft ein Team der Universität Lausanne (UNIL) – in Zusammenarbeit mit dem CHUV, dem HUG und der EPFL – in einer seiner neuesten Forschungsarbeiten auf.
Ihre Studie, die in «
Nature Cancer» veröffentlicht wurde, untersucht die Mechanismen, die den Wirkungsverlust von Immuntherapien mit zunehmendem Alter erklären könnten. Die Studie weist auf einen spezifischen Faktor hin: den Abbau der Mitochondrien, dem Energiezentrum der Immunzellen (T-Zellen).
Die Schlüsselrolle des CD38-Proteins
Erste Beobachtung: Die Mitochondrien verlieren mit zunehmendem Alter an Effizienz. Dies beeinträchtigt die Fähigkeit der T-Zellen, Tumore zu bekämpfen, und schränkt die Wirkung bestimmter Therapien bei älteren Patienten ein. Die kürzlich eingeführte CAR-T-Therapie (Chimeric Antigen Receptor), bei der die T-Zellen eines Patienten so umprogrammiert werden, dass sie auf Krebszellen abzielen und diese zerstören, «liefert gute Ergebnisse bei pädiatrischen Leukämien»,
betont Nicola Vannini, Biologe an der UNIL, «bei älteren Patienten erweist sie sich jedoch als wenig wirksam».
Die aktuellen Ergebnisse stammen aus Studien mit Mausmodellen (ein junges und ein deutlich älteres Modell) sowie mit Zellen von jungen und älteren Patienten. In der Studie wiesen ältere CAR-T-Zellen einen veränderten Stoffwechsel und eine verminderte Antitumoraktivität auf. Der Grund dafür ist das Protein CD38, dessen Expression mit zunehmendem Alter zunimmt und das ein für die Zellfunktion wichtiges Molekül, das Coenzym NAD, abbaut.
Durch die chemische Hemmung von CD38 konnten die Forschenden den NAD-Spiegel wiederherstellen und die T-Zellen «verjüngen», sodass sie wieder Krebszellen angreifen konnten.
Alter in der Forschung besser berücksichtigen
Die Ergebnisse sind vielversprechend, müssen aber noch an Menschen überprüft werden. Ausserdem gibt es noch einige Unklarheiten. Der Einfluss des Alterns auf die Tumorprogression ist noch umstritten, betonen die Autoren.
Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Bevölkerung fordern die Forscher, das Alter systematisch in die Konzeption und Bewertung von Zelltherapien einzubeziehen: Die Alterung der Immunumgebung könnte eine der grossen Herausforderungen der Immuntherapie von morgen sein.