Home/Erste Leitlinie zu nicht-hormoneller Verhütung
imageÄrztliches Beratungsgespräch. Der Leitfaden gibt Empfehlungen zu Methoden nicht-hormoneller Verhütung.

Erste Leitlinie zu nicht-hormoneller Verhütung

Die neue AWMF-Leitlinie zur nicht-hormonellen Kontrazeption beinhaltet Empfehlungen, die sich an aktuellen Entwicklungen in der Gesellschaft orientieren. Die Anwendung und Effektivität nicht-hormoneller Verhütungsmethoden wird ausführlich diskutiert, um Frauen, Männern und Paaren eine bestmögliche Beratung zu ermöglichen.

DGGG6.4.20242"
In Bezug auf die Wahl der Verhütungsmethode war in den vergangen Jahren eine deutliche Trendwende zu beobachten: Während über Jahrzehnte hinweg die «Pille» die am häufigsten angewendete Verhütungsmethode war, wird die hormonelle Verhütung seit einiger Zeit zunehmend kritischer gesehen und zunehmend abgelehnt. Frauen suchen nach Alternativen und Männer tragen mittlerweile mehr Verantwortung bei der Familienplanung. Kondome werden inzwischen häufiger zur Verhütung genutzt als die «Pille».

Bei der Wahl der Verhütungsmethode gibt es stets Kriterien, die zu beachten sind. Dabei stellen die Zuverlässigkeit einer Methode, die möglichen Nebenwirkungen inklusive der Umkehrbarkeit der Methode, die Akzeptanz der Methode und deren Verfügbarkeit, zu der beispielsweise die Kosten zählen, bedeutende Faktoren dar. Eine weitere grosse Rolle spielen auch mögliche Auswirkungen auf die Sexualität und Libido. Die Wahl der richtigen Verhütungsmethode kann sich im Laufe des Lebens verändern. Entscheidend ist immer die Effektivität der Methode.

Methoden wie hormonelle Kontrazeptiva, die natürliche Familienplanung oder Barrieremethoden, bei denen die Effektivität auf einer konsistenten und korrekten Anwendung basiert, haben daher eine grössere Spannbreite zwischen Gebrauchs- und Methodensicherheit als solche, die anwenderunabhängig wirksam sind. Hierzu gehören die Sterilisation, die Einlage von Spiralen oder hormonfreisetzende Implantate. Die Einflussfaktoren auf die Gebrauchssicherheit einer Methode sind dabei vielfältig. Um Paaren bzw. Anwendern die notwendige Beratung anbieten zu können, sind Ärzte aufgefordert, ihr Wissen um nicht-hormonelle Kontrazeptiva zu intensivieren, betont die Autorengruppe der Leitlinie.

Betrachtung unterschiedlicher Verhütungsmethoden
Federführend erstellt wurde die Handlungsempfehlung von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). Zielgruppe der S2k-Leitlinie sind Behandelnde von sexuell aktiven Personen im reproduktiven Alter.

Die Handlungsempfehlung thematisiert konkret unterschiedlichste Methoden der nicht-hormonellen Verhütung. So geht es anfangs um die «Natürliche Familienplanung», die sich mit Methoden der Zyklusbeobachtung auseinandersetzt. Dabei wird betont, dass jeder Methode die gleiche Intention vorausgehe, die Effektivität jedoch jeweils unterschiedlich sei. Die Methoden der Natürlichen Familienplanung seien bei korrektem Erlernen anwendbar, doch man sollte auf Sonderregeln achten, die je nach individueller Lebenssituation variieren können. Zu diesen Situationen gehören beispielsweise die Zeit nach der Geburt, die Stillzeit sowie die Perimenopause, aber auch die Anwendung von Medikamenten, die den Zyklus beeinflussen.

«Die Einflussfaktoren auf die Gebrauchssicherheit einer Methode sind vielfältig: Motivation, Qualität der Informationsvermittlung, Sexualverhalten in der fruchtbaren Zeit. Die Erfahrung in der Praxis zeigt, dass viele Paare während der fertilen Phase teilweise eine zusätzliche kontrazeptive Methode anwenden, z.B. eine Barrieremethode.»
Priv. Doz. Dr. med. Bettina Böttcher, MA, Leitlinienkoordinatorin, Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck

Weiterhin behandeln die Experten die «Laktationsamenorrhoe», die sich hauptsächlich an Frauen richtet, die ihr Neugeborenes stillen. Diese Methode sei bis zu 98% sicher, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
  • Die stillenden Frauen sind weniger als 6 Monate postpartal,
  • es besteht eine Amenorrhoe
  • und sie stillen voll.

Barrieremethoden für den Mann und die Frau
Des Weiteren werden Barrieremethoden angeführt, die Kondome für Männer und für Frauen einschliessen, sowie Diaphragma und Portiokappen. Da bei Sexualität auch stets das Risiko von sexuell übertragbaren Infektionen einbezogen werden sollte, wird an dieser Stelle zusätzlich erwähnt, dass die konsistente und korrekte Anwendung des Kondoms effektiv das Risiko für HIV und STI sowie Chlamydien, Gonorrhoe oder Trichomoniasis reduziert. Betont wird, dass die Vermittlung von Wissen zu Barriere-Methoden für Männer und Frauen in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung stärker beachtet werden sollte.

Coitus interruptus – beliebt, aber unsicher
«Coitus interruptus» wird das rechtzeitige Herausziehen des Penis aus der Vagina bezeichnet, was in Fachkreisen zwar grundsätzlich nicht als Verhütungsmethode bewertet wird, im Alltag jedoch oft von Paaren angewendet wird. Aus diesem Grund wird auch diese Möglichkeit erörtert. Der Entschluss stellt allerdings dar, dass diese Methode nicht empfohlen werden sollte.

Intrauterine Verhütungsmethoden
Natürlich dürfen in derartigen Betrachtungen auch die intrauterinen Verhütungsmethoden nicht fehlen, zu denen die hormonfreien kupferfreisetzenden Pessare, zum Teil mit Legierungen Silber und Gold, in unterschiedlichen Formen zählen. Diese Arten der Kontrazeption sind sehr effektiv. Deshalb soll auch die Nutzung intrauteriner Verhütung in die Beratung von Patientinnen und Patienten eingebunden werden.

Sterilisation für Mann und Frau – Aufklärung ist ein Muss!
Zuletzt wird das Thema «Sterilisation» besprochen, welches sowohl für Frauen als auch für Männer als sicheres Verfahren gilt. Es gibt jeweils verschiedene operative Vorgänge, die durchgeführt werden können. Die Wahl der Methode hängt im Wesentlichen von der operativen Erfahrung, dem zur Verfügung stehenden Material, der Möglichkeit der Vollnarkose, den Kosten sowie dem Zeitpunkt ab. Über die Optionen der weiblichen und männlichen Sterilisation, einschliesslich der Sicherheit der Methode, Risiken und Nebenwirkungen soll aufgeklärt werden.

«Die Sterilisation ist ein sehr sicheres Verfahren, das Frauen und Männern vorbehalten sein sollte, die eine definitive Kontrazeption wünschen, da von einer erfolgreichen Refertilisierung nicht sicher ausgegangen werden kann.»
Prof. Dr. med. Sabine Segerer, Leitlinienkoordinatorin, amedes MVZ Hamburg GmbH

Jede der genannten Kontrazeptionsmethoden wird individuell ausführlich diskutiert, wobei stets Vorteile und Einschränkungen betrachtet und aufgelistet werden. An der Erstellung der insgesamt 175 Seiten umfassenden Handlungsempfehlung waren Autoren aus 15 Fachgesellschaften beteiligt. Eine Patientenversion ist derzeit in Arbeit. Finanziell unterstützt wurde die S2k-Leitlinie vom DGGG-Leitlinienprogramm.PS

Zur S2k-Leitlinie Nicht hormonelle Empfängnisverhütung

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Pressemitteilung vom Februar 2024

Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra