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Kann Ernährung zur Therapie werden? − Mit wenig Zucker und viel Fett gegen Zystennieren

In einer randomisierten kontrollierten Ernährungsstudie sind Kölner Forscher der Frage nachgegangen, ob eine ketogene Ernährung positive Auswirkungen auf die vererbbare polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) haben kann.

Universität zu Köln15.11.20232"
Eine klinische Ernährungsstudie in Köln zeigt vielversprechende Ergebnisse zur Anwendung einer ketogenen Ernährung als mögliche Therapie bei der vererbbaren polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD).

Die Studie Keto-ADPKD wurde von Professor Dr. Roman-Ulrich Müller und seinem Team an der Universitätsklinik Köln und dem Alternsforschungs-Exzellenzclusters CECAD der Universität zu Köln durchgeführt. Die translationale Nephrologie unter Leitung von Müller beschäftigt sich am CECAD mit Ernährungsinterventionen, die die Lebensspanne verlängern und Krankheiten entgegenwirken.

Ketogene Ernährung bei polyzystischer Nierenerkrankung
In der KETO-ADPKD Studie wurde eine dieser Ernährungsformen – die ketogene Diät – als Therapie für die polyzystische Nierenerkrankung untersucht.

Die nun vorliegenden Endergebnisse der Phase-II-like-Studie zeigten, dass eine Umstellung auf eine ketogene Ernährung positive Auswirkungen auf die Nierenfunktion von ADPKD-Patientien haben kann. An der Untersuchung nahmen 66 betroffene Patienten teil, die in drei Gruppen eingeteilt wurden:
  • Eine Gruppe ernährte sich drei Monate lang ketogen,
  • eine zweite Gruppe praktizierte monatlich dreitägiges Wasserfasten – einer Art Nulldiät bei der nur Wasser getrunken wird, was einen ähnlichen Effekt auf den Stoffwechsel hat, wie eine ketogene Diät –
  • und eine dritte Kontrollgruppe, die den gängigen Ernährungsempfehlungen folgte.

Ketogene Ernährung ist machbar
Bemerkenswert ist, dass 95 Prozent der Patienten in der ketogenen Gruppe und 85 Prozent in der Wasserfasten-Gruppe die Ernährung als machbar bewerteten. Genau das hatten viele Kritiker vorab in Abrede gestellt: Es sei gar nicht möglich im Alltag die Ernährung entsprechend umzustellen. Das sahen die Teilnehmer anders. Zusätzlich konnten die Forscher mithilfe von Biomarkern – den Ketonkörpern – ganz genau im Blut der Probanden nachweisen, dass sie tatsächlich so gegessen hatten, wie von den Forschern vorgeschlagen. Entscheidend hierbei war auch das Design der Studie, welche im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungsstudien wie eine klassische Medikamentenstudie (randomisiert kontrolliert) aufgesetzt war, und damit höchsten Standards genügt.

Die ketogene Diät ist eine Ernährungsweise, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint und bei der wenig Kohlenhydrate wie Zucker oder Mehl, dafür aber vermehrt Fette konsumiert werden. Diese Ernährungsform wird seit langem auch in Hinblick auf ihre generell lebensverlängernde Wirkung untersucht. Offenbar kann sie von den Patienten im Alltag auch umgesetzt werden, das sei eine wichtige Erkenntnis aus der Studie, sagt Forschungsgruppenleiter Müller und schildert es ganz plastisch im Film: «Die Brötchen müssen Sie weglassen und auch die süssen Teilchen; dafür sollten Sie zum Beispiel mehr Olivenöl zu sich nehmen – auch fettreiche Fische wie Lachs sind ein tolles Nahrungsmittel.»

Quelle: Universität zu Köln

Statistisch signifikante Verbesserung der Nierenfunktion
Was die Studie konkret nachweisen konnte:
  • Bereits nach nur drei Monaten zeigten sich positive Veränderungen in wichtigen Parametern wie der Nierenfunktion, unerwartete Nebenwirkungen traten dagegen nicht auf.
  • Die positiven Veränderungen der Nierenfunktion waren dabei statistisch signifikant und übertrafen die Erwartungen der Forscher.
Prof. Dr. Roman-Ulrich Müller ist überzeugt, dass die Ergebnisse der Studie ein wichtiger Schritt in Richtung einer möglichen neuen Therapie für die Zystennierenkrankheit sind. Er betont jedoch auch, dass diese Daten aus einer Studie mit Phase-II-like Design noch nicht ausreichten, um eine allgemeine Empfehlung für die ketogene Ernährung bei ADPKD auszusprechen. Weitere grössere multizentrische Studien seien erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen und um zu klären, ob sich auch auf längere Sicht nachhaltige Verbesserungen der Nierenfunktion erzielen lassen und Nebenwirkungen ausbleiben.

Generell sei die vorliegende Studie allerdings bereits unter anderem deswegen so wichtig, da sie dank des Designs wie bei einer Arzneimittelstudie belege, dass Nahrung so wirksam wie ein Medikament sein kann. Müller ist überzeugt: «Das könnte der Auftakt für viele ähnliche Ernährungstherapien sein.»PS


Quelle: Universität zu Köln, Pressemitteilung vom 06.11.2023

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