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Kontakt mit Antibiotika bei Kaiserschnitt kann Gesundheit Neugeborener beeinflussen

Eine Pilotstudie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) hat die Auswirkung des Zeitpunkts antimikrobieller Infektions-Prophylaxe der Mütter bei Kaiserschnittentbindungen – vor Beginn der Operation versus nach Abklemmen der Nabelschnur – auf die Entwicklung der Darmflora in Neugeborenen untersucht.

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Deutliche und langanhaltende Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmflora von Säuglingen, die vor der Geburt mit Antibiotika in Kontakt kamen, weisen darauf hin, dass früher Antibiotika-Kontakt wesentliche Stoffwechselfunktionen und damit den Gesundheitszustand der Kinder nachhaltig beeinflussen kann.

Antimikrobielle Prophylaxe
Weltweit nimmt die Zahl der Geburten durch Kaiserschnitt zu. Um Komplikationen mit Infektionen in den Müttern zu vermeiden, ist in den Geburtskliniken eine antimikrobielle Prophylaxe bei der Operation Standard. Internationale Leitlinien empfehlen die Gabe der antimikrobiellen Prophylaxe 30 bis 120 Minuten vor dem Eingriff, was zur Folge hat, dass die Neugeborenen noch im Mutterleib mit Antibiotika in Kontakt kommen.

Vor Öffnung der Bauchdecke vs. nach Abklemmen der Nabelschnur
In einer im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) durchgeführten Studie hat ein Forschungsteam aus Lübeck, Kiel und Würzburg nun untersucht, inwiefern der Zeitpunkt der Antibiotika-Gabe bei Kaiserschnitt-Entbindung – vor dem Öffnen der Bauchdecke oder nach Abklemmen der Nabelschnur – die mikrobielle Besiedlung des Darms von Neugeborenen sowie die Entwicklung antimikrobieller Resistenzen beeinflusst. Dazu verglichen sie die Zusammensetzung der mikrobiellen Flora in Stuhlproben (Mekonium sowie im Alter von einem Monat und einem Jahr entnommene Proben) von Säuglingen, deren Mütter entweder direkt vor der Kaiserschnitt-Operation oder erst nach Abklemmen der Nabelschnur Antibiotika erhalten hatten. Mittels Gensequenzierung bestimmten die Wissenschaftler die mikrobielle Zusammensetzung der verschiedenen Stuhlproben und entwickelten Vorhersagemodelle für die sich daraus ergebenden metabolischen Unterschiede der Darmfloren.

«Unsere Studie zeigt, dass der Zeitpunkt der prophylaktischen Antibiotika-Gabe die Entwicklung der Darmflora – insbesondere das Vorherrschen bestimmter Bakteriengattungen und Stoffwechselwege – in Kindern im ersten Lebensjahr signifikant beeinflussen kann», erklärt Studienleiter Prof. Christoph Härtel.

Gene für Antibiotikaresistenzen bereits in den den ersten Lebenstagen
Darüber hinaus entdeckten die Forschenden, dass Gene für Antibiotikaresistenzen bereits in den den ersten Lebenstagen erworben wurden. Im Rahmen der Studie, die als Pilotstudie mit einer geringen Anzahl von insgesamt 40 Probanden durchgeführt wurde, konnte allerdings kein deutlicher Zusammenhang des Vorhandenseins von Resistenzgenen mit vorgeburtlichem Kontakt mit Antibiotika festgestellt werden.

«Das Vorhandensein von Resistenzgenen schon in den ersten Lebenstagen ist ein Warnsignal und weist darauf hin, dass ein früher Kontakt mit Antibiotika soweit als möglich vermieden werden sollte, um später notwendige antimikrobielle Therapien nicht durch bereits vorhandene Resistenzen zu gefährden», betont Co-Studienleiter Prof. Jan Rupp, DZIF-Wissenschaftler.PS

  • Zur Originalpublikation
Bossung V et al.: Timing of antimicrobial prophylaxis for cesarean section is critical for gut microbiome development in term born infants. Gut Microbes;2022; Volume 14, 2022 - Issue 1

Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)/Pressemitteilung, 07.05.2022

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