Mehr Menschen suchen professionelle Hilfe bei psychischen Problemen
Das aktuelle Monitoring von Gesundheitsförderung Schweiz zeigt ein widersprüchliches Bild: Die Akzeptanz professioneller Hilfe nimmt zu, das Wissen über konkrete Massnahmen bleibt jedoch begrenzt.
Sarah Bourdely23.10.20253"
Die psychische Gesundheit rückt in der Schweiz zunehmend ins Bewusstsein. Das zeigt das aktuelle Monitoring «Ressourcen Psychische Gesundheit 2025» von Gesundheitsförderung Schweiz.
Demnach halten es von 3300 befragten Personen 60 Prozent für «sehr wichtig», sich um das eigene seelische Wohlbefinden zu kümmern. Doch nur knapp jede zweite Person (49 Prozent) weiss konkret, welche Massnahmen helfen, die psychische Gesundheit zu stärken. Am häufigsten genannt werden Sport, Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte.
Massnahmen für die Stärkung der psychischen Gesundheit, 2023 und 2025, Anteile in %, 2023: n=1806, 2025: n=1911 (nur Befragte, die konkret etwas tun oder wüssten, was sie tun könnten). Quelle: Monitoring Ressourcen Psychische Gesundheit 2025.
Die generelle Akzeptanz für professionelle Hilfe scheint in der Schweiz zu steigen: Während 2023 nur 1 Prozent der Befragten angaben, Fachpersonen als Ressource zu betrachten, liegt der Anteil 2025 bei 11 Prozent.
Bei länger anhaltenden Stimmungstiefs suchen die meisten zunächst Hilfe im persönlichen Umfeld. Danach folgen Fachpersonen wie Ärztinnen, Psychologinnen oder Psychiater. Bekannte Angebote wie Pro Juventute, die Dargebotene Hand und das Kinder- und Jugendtelefon zählen zu den bekanntesten Anlaufstellen.
Jüngere suchen eher Online Hilfe
Es zeigten sich starke Unterschiede zwischen den Generationen: Menschen über 65 Jahre wenden sich häufiger an ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt, während jüngere Befragte (15 bis 34 Jahre) vermehrt auf digitale Angebote wie Apps oder Selbsthilfe-Websites zurückgreifen. Frauen nehmen professionelle Unterstützung insgesamt häufiger in Anspruch als Männer.
Trotz wachsender Akzeptanz bestehen weiterhin Barrieren: Viele Betroffene möchten andere nicht mit ihren Problemen belasten oder empfinden es als peinlich, über psychische Schwierigkeiten zu sprechen. Gesundheitsförderung Schweiz betont deshalb die Bedeutung offener Kommunikation und Aufklärung.
«Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Selbstachtung», sagt Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz.
Das Monitoring Ressourcen Psychische Gesundheit wird regelmässig im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz durchgeführt. Ziel ist es, das Wissen, die Einstellungen und das Verhalten der Bevölkerung im Umgang mit psychischer Gesundheit langfristig zu beobachten und zu fördern.