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Neues Prognosemodell zur Sterblichkeit bei Blutstrominfektionen

Blutstrominfektionen (BSI) sind mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Um Risikofaktoren identifizieren und so einerseits die kurz- sowie langfristige Sterblichkeit präziser prognostizieren zu können und andererseits die Diagnostik- und Therapieoptionen zu verbessern, entwickelte ein Forschungsteam die klinischen BLOOMY*-Scores.

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Im vergangenen Jahrzehnt ist die Anzahl der Blutstrominfektionen durch multiresistente Erreger (MRE) massiv gestiegen: Europäische Daten zeigen, dass sich schätzungsweise sechs Prozent der Patienten im Krankenhaus mit einer BSI infizieren. Generell hängen die Schwere und der Verlauf der bakteriellen Infektion von den auslösenden Bakterien, dem zugrundeliegenden Gesundheitszustand der Patienten sowie von der Behandlung gegen die Infektion ab. Die Auswirkungen dauern oftmals mehrere Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus an.

Obwohl Vorhersagemodelle für die Prognose bereits existieren, sind diese bislang auf bestimmte Krankheitserreger oder Intensivpatienten beschränkt und betreffen vor allem die kurzfristige Prognose innerhalb des Krankenhausaufenthalts. Die langfristigen Auswirkungen der Blutstrominfektion nach der Entlassung sind erst in den letzten Jahren in den Fokus der Forschenden gerückt.

Multizentrische Kohortenstudie BLOOMY* zur 14-Tages und 6-Monats-Sterblichkeit
Mit dem Ziel die Kurz- und Langzeitsterblichkeit bei Patienten mit BSI sowohl auf der Normal- als auch auf der Intensivstation und mit verschiedenen Keimen besser prognostizieren zu können, wurden Daten für die multizentrische Kohortenstudie unter der Leitung von Prof. Evelina Tacconelli mit rund 2500 Patienten an allen Standorten prospektiv erhoben. Mikrobiologische, klinische, laborchemische sowie Behandlungs- und Überlebensdaten spielten eine Rolle für die Untersuchung der 14-Tages und 6-Monats-Sterblichkeit, insgesamt wurden über 1000 Variablen pro Patient analysiert. Auf deren Grundlage liessen sich mathematische Modelle für die frühzeitige Vorhersage der Sterblichkeit nach 14 Tagen bzw. nach 6 Monaten erstellen.

*(BLOOMY = BLOOdstream infection due to multidrug-resistant Organisms: Multicenter studY on risk factors and clinical outcomes)

Dabei fanden die Forscher heraus, dass für beide Zeiträume Faktoren wie
  • das Alter,
  • maligne Vorerkrankungen,
  • die Art der Keime
  • sowie der BMI,
  • Thrombozyten- und Leukozytenzahlen
  • und der Entzündungsmarker CRP
ebenso massgeblich sind, wie die Frage, ob die Betroffenen im Krankenhaus erkrankt sind.

  • Zusätzliche Variablen für die Vorhersage der 14-Tage-Sterblichkeit waren der mentale Status, ein zu niedriger Blutdruck und die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung.
  • Für die Vorhersage der 6-Monats-Mortalität hingegen waren zusätzlich der Infektionsherd, Komplikationen während des Krankenhausaufenthaltes sowie die Nierenfunktion bei Behandlungsende relevant.

Präzisere Prognose mit BLOOMY*-Scores
Die Auswertungsergebnisse wurden zu zwei klinischen Scores zusammengeführt, mit denen bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung jeweils die Vorhersagen für die 14-Tages- sowie 6-Monats-Sterblichkeit erheblich präziser erfolgen können. Beide Scores wurden im Anschluss bei weiteren rund 1000 Patientinnen und Patienten aus den verschiedenen Zentren erfolgreich auf ihre Vorhersagekraft validiert.

«Unsere Studie zeigt, dass die BLOOMY*-Scores eine gute Trennschärfe und damit Vorhersagekraft in Bezug auf die kurz- und langfristige Sterblichkeit nach Blutstrominfektion aufweisen und mithilfe derer wir differenzierte BSI-Managementprotokolle entwickeln können», erklärt DZIF-Studienleiterin Prof. Evelina Tacconelli.PS


Quelle: Universitätsklinikum Tübingen/Pressemeldung, 02.02.2022

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