In Situationen ausserordentlicher Ressourcenknappheit gilt es, die vorhandenen personellen und materiellen Ressourcen so einzusetzen, dass bei überlebenswichtigen Behandlungen wie Notfalloperationen oder Intensivpflege keine Triage notwendig wird. Zu diesem Zweck werden planbare Behandlungen aufgeschoben. Die Posteriorisierung von Behandlungen ist jedoch auch eine Form der Triage, wie auch die SAMW-Richtlinien
→ Triage in der Intensivmedizin festhalten.
Je länger die Krise dauert, desto kritischer wird das Abwägen zwischen Ressourceneinsätzen für Intensivbehandlungen gegenüber planbaren, aber dringlichen Behandlungen. Der Entscheid zum Aufschieben indizierter Behandlungen bedarf sorgfältiger medizin-ethischer Begründung, denn er kann weitreichende Folgen für die Gesundheit der Betroffenen haben.
Die Terminierung von planbaren Eingriffen gehört – unabhängig von Krisensituationen – zum klinischen Alltag; es gibt dafür etablierte Prozesse in den Spitälern. Bei ausserordentlicher Ressourcenknappheit ist es besonders wichtig, diese so zu definieren, dass auch in einer angespannten Lage die Grundsätze von Lebensschutz bzw. zumutbarer Lebensqualität, Gerechtigkeit und Schutz vor Diskriminierung eingehalten werden.
Eine unkoordinierte und unreflektierte Posteriorisierung birgt die Gefahr, gegen das ethische Grundprinzip der Gerechtigkeit zu verstossen. Um sicherzustellen, dass jene Behandlungen vorranging durchgeführt werden, deren Verschiebung die Lebenserwartung deutlich reduziert und/oder mit dem Risiko einer schweren Gesundheitsschädigung verknüpft ist, sind faire und transparente Verfahren nötig.
Mit ihrer Stellungnahme formuliert
→ die ZEK ethische Grundsätze und erinnert an prozedurale Kriterien für die Verschiebung von Behandlungen. Sie will einen Beitrag leisten zur ethischen Bewusstmachung und eine breite Diskussion der Thematik anstossen. Die ZEK ist bereit, ihre medizin-ethische Expertise einzubringen, wenn Posteriorisierungsprozesse in Fachkreisen vertieft diskutiert werden.
PS