Ein neuer RTI-Report zeigt: Der Alkoholkonsum von Männern verursacht weltweit massive gesundheitliche, soziale und psychologische Schäden – nicht nur für sie selbst, sondern vor allem für Frauen und Kinder in ihrem Umfeld. Die Forschenden fordern geschlechtersensible Alkoholpolitik und mehr Schutz für Betroffene.
Demnach zeigen Studien aus über 20 Ländern, dass Männer unter Alkoholeinfluss häufiger Gewalt, sexuelle Übergriffe, ökonomische Kontrolle und emotionale Misshandlung ausüben.
Viele Frauen berichten, dass ihr Partner im Rausch «zu einem anderen Menschen» werde. Die Folgen reichen von körperlichen Verletzungen über Depressionen und Angstzustände bis hin zu wirtschaftlicher Abhängigkeit.
Kinder als stille Leidtragende
Laut der RTI-Analyse leben in Europa je nach Land zwischen 6 (Italien) und 35 Prozent (Litauen) der Kinder mit einem Erwachsenen zusammen, der zu viel Alkohol konsumiert – meist der Vater.
Die Folgen sind fatal: Kinder in solchen Haushalten erleben häufiger häusliche Konflikte, Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung. Langzeitstudien zeigen, dass sie später ein erhöhtes Risiko für aggressives Verhalten, Hyperaktivität oder schulischen Schwierigkeiten haben, so die Forschenden.
Quelle: «Harms to Women and Children from Men’s Alcohol Use: An Evidence Review and Directions for Policy», RTI Press, September 2025.
Der Report betont, dass patriarchale Geschlechternormen und soziale Ungleichheit den Schaden verstärken. In Gesellschaften, in denen Gewalt gegen Frauen stillschweigend toleriert oder Armut weit verbreitet ist, verschärfen sich die negativen Folgen deutlich.
Zugleich zeigen kulturelle Unterschiede: Wohlhabendere Familien oder starke Gemeinschaftsnetzwerke können den Schaden teilweise abfedern – Armut und Isolation dagegen erhöhen das Risiko massiv.
Politik und Prävention
Die Forschenden plädieren für eine geschlechtersensible Alkoholpolitik, die über klassische Massnahmen wie Preiserhöhungen oder Werbebeschränkungen für Alkohol hinausgeht.
Empfohlen werden:
Community-Interventionen in gefährdeten Regionen,
bessere Behandlungsmöglichkeiten für suchtkranke Männer,
Schutz- und Unterstützungsangebote für betroffene Frauen und Kinder,
Programme, die Männlichkeitsbilder und soziale Machtverhältnisse hinterfragen.