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Wie der Erfolg einer Adipositas-OP vom Gehirn abhängt

Ein interdisziplinäres Team der Universitätsmedizin Würzburg konnte in einer Studie zeigen, dass der gewichtsreduzierende Effekt einer bariatrischen Operation nicht nur auf der Magenverkleinerung basiert.

Universitätsklinikum Würzburg28.11.20222"
Für viele Personen mit ausgeprägter Adipositas ist eine bariatrische Operation wie ein Magenbypass oder ein Schlauchmagen der letzte Ausweg, um ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Der Erfolg der Operation hängt dabei aber nicht allein vom chirurgischen Eingriff im Magen-Darm-Trakt ab, sehr wesentlich wird die Wirkung über Strukturen im Gehirn vermittelt. Das fand jetzt ein interdisziplinäres Team am Uniklinikum Würzburg heraus.

Hormone können bei geschädigtem Hypothalamus Wirkung nicht entfalten «Die Adipositas-Chirurgie ist aktuell sicherlich die effektivste Therapie für eine ausgeprägte Adipositas. Die Wirkweise dieser Operation ist allerdings nicht vollständig verstanden», berichtet Dr. Ulrich Dischinger, Oberarzt und Leiter der experimentellen Adipositasforschung am Lehrstuhl für Endokrinologie und Diabetologie. Gemeinsam mit Kollegen fand er heraus, dass die Effektivität der Adipositas-Chirurgie von einem intakten Hypothalamus abhängt, der als wichtige Schaltzentrale vegetative und endokrine Vorgänge reguliert und unter anderem die Nahrungsaufnahme steuert.
Hyoothalamischer Schaden - Effekt der Adipositas-OP deutlich schwächer Ist diese Gehirnregion jedoch krankheitsbedingt zerstört, z.B. durch einen gutartigen Tumor, ist der Effekt der Adipositas-Operation deutlich abgeschwächt. Das heisst, sattmachende Hormone wie GLP-1 oder PYY, die nach dem chirurgischen Eingriff verstärkt aus dem Magen-Darm-Trakt ausgeschüttet werden, können ihre nahrungsregulierende Wirkung über den geschädigten Hypothalamus nicht entfalten. Obwohl die in dieser Studie untersuchten Patienten mit Adipositas und geschädigtem Hypothalamus nach der bariatrischen Operation höhere Hormonspiegel als diejenigen mit Adipositas und intaktem Hypothalamus aufwiesen, war der Effekt der OP bei ihnen deutlich abgeschwächt. Dies zeigt, dass die Wirkweise der Adipositas-Chirurgie im Wesentlichen auf veränderten neuroendokrinen Signalen aus dem Magendarmtrakt basiert und von einem intakten Hypothalamus abhängt.
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In der Abbildung ist der Gewichtsverlauf der Patienten mit hypothalamischem Schaden und klassischer Adipositas nach bariatrischer Chirurgie zu sehen. Der Gewichtsverlauf unterscheidet sich sehr deutlich. In ersterer Gruppe ist kein dauerhafter gewichtsreduzierender Effekt zu sehen. Quelle: https://doi.org/10.1016/j.metabol.2022.155341 Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Adipositas-OP vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung befreien
Ulrich Dischinger ist sich sicher, dass die Erkenntnisse wesentlich zu einer weiteren Aufklärung der Wirkweise der Adipositas-Chirurgie beitragen: «Die überragende Bedeutung einer intakten Hypothalamusfunktion für die Effektivität der bariatrischen Chirurgie war am Menschen bislang nicht gut untersucht. Mit unseren Resultaten können wir helfen, die Adipositas-Chirurgie vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung zu befreien. Tatsächlich ist die bariatrische Operation eine Art neuroendokrine Intervention.»
Menschen mit hypothalamischer Adipositas besser beraten Ulrich Dischinger führt weiter aus: «Unsere Forschung wird auch dabei helfen, Menschen mit Schädigung des Hypothalamus und dadurch verursachter hypothalamischer Adipositas vor einer geplanten Adipositas-Operation besser beraten zu können. Gerade diese sensible Patientengruppe sollte keiner Intervention zugeführt werden, deren üblicher günstiger Effekt nicht zu 100 Prozent übertragbar sein dürfte.»PS

  • Zur Originalpublikation
Dischinger U et al.: Clinical and Experimental Hypothalamic integrity is necessary for sustained weight loss after bariatric surgery: A prospective, cross-sectional study. Metabolism 2022. https://doi.org/10.1016/j.metabol.2022.155341).

Quelle: Universitätsklinikum Würzburg/Pressemitteilung, 22.11.2022

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