Home/Alkoholabstinenz auch bei fortgeschrittener Leberzirrhose essenziell?

Alkoholabstinenz auch bei fortgeschrittener Leberzirrhose essenziell?

Vollständige Alkoholkarenz gilt als Grundpfeiler in der Behandlung von Patienten mit alkoholbedingter Lebererkrankung. Ob diese Massnahme die Prognose auch bei bereits fortgeschrittener Leberzirrhose noch verbessern kann, wurde bisher nicht ausreichend erforscht.

MedUni Wien19.12.20222"
Wissenschafter der Universitätsklinik für Innere Medizin III von MedUni Wien und AKH Wien haben dies nun untersucht. Im Rahmen einer Studie analysierte das Forschungsteam um Benedikt Hofer und Thomas Reiberger den klinischen Verlauf von 320 Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose. Dabei wurde
  • nicht nur der Einfluss der Alkoholabstinenz,
  • sondern auch die Auswirkung der portalen Hypertension untersucht.
Die portale Hypertension ist – neben anhaltendem Alkoholkonsum – massgeblich für das Fortschreiten der Lebererkrankung verantwortlich.

Bessere Prognose auch in fortgeschrittenem Stadium
Mit der Analyse beider Faktoren erzielten die Forscher nun erstmals Erkenntnisse über den Effekt der Alkoholabstinenz bei fortgeschrittener Leberzirrhose in verschiedenen Stadien der portalen Hypertension. «Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass alle Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose, die eine anhaltende Alkoholabstinenz einhalten, nicht nur signifikant seltener Komplikationen der Leberzirrhose erleiden, sondern auch deutlich länger leben – sogar bei ausgeprägter portaler Hypertension», erklärt der Erstautor der Studie Benedikt Hofer.

Evidenz für prognostische Relevanz
Obwohl die vollständige Alkoholabstinenz als Basistherapie für Patienten mit alkoholbedingter Lebererkrankung empfohlen wird, wurde die prognostische Relevanz der Abstinenz bei fortgeschrittener Leberzirrhose bisher nur unzureichend erforscht. «Unsere neuen Daten liefern eine wichtige Evidenz für die tägliche Beratung unserer Patienten und zeigen, dass es nie zu spät ist, vollständige Alkoholabstinenz anzustreben», so Studienleiter Thomas Reiberger. Allerdings zeigte die Studie auch, dass selbst Patienten mit anhaltender Alkoholkarenz ein Risiko für die Entwicklung von Komplikationen aufweisen – insbesondere wenn das Ausmass der portalen Hypertension sehr ausgeprägt bleibt. Daher benötigen alle Betroffenen regelmässige medizinische Kontrollen.

Personalisierte Therapiemöglichkeiten
Wie ebenfalls in der Studie gezeigt, liefert die Messung der portalen Hypertension unabhängig vom Alkoholkonsum wichtige prognostische Informationen bei Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose. Die minimalinvasive Untersuchung des Lebervenendruckgradienten gilt als Goldstandard, um das Ausmass der portalen Hypertension zu evaluieren. Die Methodik der Messung wurde im Laufe der vergangenen Jahre im Labor für hepatische Hämodynamik der MedUni Wien stetig weiterentwickelt. So können optimierte, personalisierte Therapiemöglichkeiten für die Patienten geschaffen werden.PS


Quelle: Medizinische Universität Wien (MedUni Wien)/Presseaussendung, 13.12.2022

just-medical!
Blegistrasse 5
6340 Baar
Schweiz

www.just-medical.com

Über uns
 
Kontakt
info@docinside.ch
+41 41 766 11 55