Basler Forschende sind dem Traum, das menschliche Auge vielleicht eines Tages «reparieren» zu können, ein Stück nähergekommen: Sie konnten aus Körperzellen ein mehrschichtiges und mehrzelliges «Netzhaut-Organoid» züchten, das auf Licht in gleicher Weise wie das «Original» reagiert. Die jungen Wissenschaftler sind dafür mit dem diesjährigen Pfizer Forschungspreis ausgezeichnet worden.
Klaus Duffner9.3.20222"
Die menschliche Netzhaut ist ein hochkomplexes System mit sehr unterschiedlichen Zelltypen. Bislang blieben weltweit alle Versuche erfolglos, eine funktionsfähige Retina zu züchten. In Basel ist man diesem Ziel jetzt einen entscheidenden Schritt nähergekommen: Cameron Cowan und Magdalena Renner vom Friedrich Miescher Institut Basel, Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology Basel (IOB) und dem Novartis Institute for BioMedical Research (NIBR) konnten ein mehrschichtiges «Netzhaut-Organoid» züchten, das auf Licht in gleicher Weise, wie das «Original» reagiert.
Cameron Cowan
Magdalena Renner
Dafür versetzten die beiden Forschenden Zellen aus menschlichen Haut- oder Blutproben zunächst in einen Stammzell-ähnlichen Zustand und züchteten aus diesen Stammzellen anschliessend die Netzhaut-Organoide. Diese wiesen nach 38 Wochen viele derselben Zelltypen auf, wie die Netzhaut eines erwachsenen Menschen. Um jedoch die Neuzüchtungen mit dem «Original» überhaupt vergleichen zu können, entwickelten sie eine Technik, mit der es erstmals gelang, menschliche Netzhaut von Verstorbenen über längere Zeit funktionsfähig und lichtempfindlich erhalten zu können.
Überdies generierten die Basler einen umfangreichen Atlas, mit dem sich Gen-Muster der Zellen in den Organoiden mit denen menschlicher Netzhäute vergleichen lassen. Da die Netzhaut-Organoide aus Hautbiopsien oder Blut von individuellen Patienten und Patientinnen stammen, kommt es nicht zu Abstossungsreaktionen - ein entscheidender Schritt für die Entwicklung massgeschneiderter Behandlungen.