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imageEine veränderte Darmflora kann das Operationsergebnis beeinflussen (Bild: Insel Gruppe; ©Lightspring/Shutterstock)

Beeinflussen Veränderungen der Darmflora das Operationsergebnis?

Infektionen sind die häufigste Komplikation nach chirurgischen Eingriffen. In einer neuen Studie unter der Leitung des Inselspitals, Universitätsspital Bern, und der Universität Bern wurde untersucht, welche Rolle operationsbedingte Veränderungen der Darmflora bei der Entstehung dieser Komplikation spielen.

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Postoperative Infektionen sind ein ernstzunehmendes Problem: Sie verlängern nicht nur den Krankenhausaufenthalt, sondern können im schlimmsten Fall auch lebensbedrohlich sein. Untersuchungen zeigen, dass es sich bei den Verursachern postoperativer Infektionen häufig um Bakterien aus dem Darm der Betroffenen selbst handelt. Dies auch dann, wenn der Darm während der Operation gar nicht verletzt wurde.

Grosse Operationen beeinflussen das Darmgleichgewicht Während grosser chirurgischer Eingriffe ist die Darmflora mehreren Belastungsfaktoren ausgesetzt:
  • Oft werden während der Operation Antibiotika eingesetzt und der Eingriff selbst kann Entzündungen verursachen, welche die Zusammensetzung der Darmbakterien verändern.
  • Diese Veränderungen, bekannt als intestinale Dysbiose, wurden unter anderem nach Eingriffen am Dickdarm, der Bauchspeicheldrüse, bei bariatrischen Operationen und nach Organtransplantationen beobachtet.
Lange war jedoch unklar, ob sich diese Dysbiose bereits während der Operation entwickelt oder erst danach. Frühere Studien, die sich auf die Analyse von Stuhlproben stützten, konnten keine genauen Aussagen zum Zeitpunkt der Entstehung der Dysbiose machen, da zwischen der Operation und dem ersten Stuhlgang oft mehrere Tage vergehen. Zudem blieb bislang die Frage offen, in welchem Masse eine intestinale Dysbiose für postoperative Infektionen verantwortlich sein könnte.

Veränderung der Darmbakterien bereits während der Operation In einer aktuellen Studie ging ein Forschungsteam um Professor Dr. med. Guido Beldi, Chefarzt Viszerale Chirurgie der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin des Inselspitals Bern, diesen Fragen nach. Die Forscher untersuchten die Bakterien im Enddarm von 41 Patienten, die entweder am Mastdarm oder am Zwölffingerdarm bzw. der Bauchspeicheldrüse operiert wurden. Die Bakterienzusammensetzung wurde sowohl vor als auch unmittelbar am Ende der Operation analysiert.

Dabei wurde ersichtlich, dass sich die Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien schneller entwickeln als bis anhin vermutet.
  • So wies eine Untergruppe von Patienten direkt am Ende des Eingriffs eine schwere intestinale Dysbiose auf. Diese war durch ein starkes Wachstum bestimmter Bakterienarten (einschliesslich E. coli) gekennzeichnet, die unter gewissen Umständen Krankheiten verursachen können.
  • Die Dysbiose war dabei besonders bei denjenigen Patienten ausgeprägt, die den Eingriff im Bereich des Mastdarms hatten.

Mausmodell zeigt: Dysbiose beeinflusst Operationsergebnis Um die Auswirkungen der intestinalen Dysbiose auf postoperative Infektionen zu untersuchen, erzeugten die Forscher bei Mäusen künstlich ein Ungleichgewicht der Darmbakterien. Es zeigte sich, dass diese Dysbiose zu gravierenden Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen führt. Diese äusserten sich unter anderem in einer niedrigeren Überlebensrate und einer beeinträchtigten Immunabwehr. Laut dem Studienleiter Guido Beldi und dem Erstautor Daniel Spari weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien und deren Veränderung während der Operation relevant sind für die Ergebnisse eines chirurgischen Eingriffs.

«Diese Erkenntnis könnte vielfältige Konsequenzen haben», so Beldi. «Sie könnte beispielsweise dazu führen, eine präoperative Diagnostik zur Identifizierung von schädlichen Bakterien zu entwickeln oder Antibiotika sowie intraoperative Massnahmen entsprechend der individuellen Darmbakterienzusammensetzung anzupassen».PS


Quelle: Insel Gruppe, Medienmitteilung vom 18.01.2024

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