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Corona und CF: Wo stehen wir nach zwei Jahren Pandemie?

Noch immer ist die Infektion mit SARS-CoV-2 ein Thema, das die Welt bewegt. In den letzten zwei Jahren wurden unzählige Fachpublikationen zu SARS-CoV-2 und Covid-19 veröffentlicht, aber nach wie vor ist das Wissen über die Infektion nicht vollständig. Auch zur Bedeutung von Corona für Menschen mit Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) werden immer wieder neue Erkenntnisse publiziert.

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Am Anfang der Pandemie war die Sorge gross, dass die Infektion mit SARS-CoV-2 für Menschen mit Mukoviszidose besonders gefährlich ist, sowohl hinsichtlich einer schnellen Ansteckung als auch der Schwere des Verlaufs einer Infektion. Bei anderen Viruserkrankungen der Atemwege kann dies durchaus der Fall sein. Erfreulicherweise gab es schnell Hinweise, dass die Infektion bei CF-Patienten nicht per se gefährlicher ist, erste Daten zeigten sogar zunächst eine geringere Ansteckungsrate bei CF-Betroffenen.

Warum sind CF-Patienten wenig anfällig für SARS-CoV-2?
Die Suche nach der Besonderheit im Verhältnis von Mukoviszidose und SARS-CoV-2 hält an. Nach wie vor gilt die Vermutung, dass CF-Betroffene durch ihren geübten Umgang mit Hygienemassnahmen vor allem zu Anfang der Pandemie wenig Infektionen bekamen. Aber auch das ständig aktivierte Immunsystem, das bei CF andere Keime abwehrt, sowie bestimmte Medikamente wurden als Gründe dafür diskutiert, dass die Corona-Viren sich bei CF-Betroffenen nicht so schnell vermehren können. Es festigen sich auch Hypothesen, dass es molekulare Gründe dafür gibt, dass CF-Betroffene bei der Abwehr von SARS-CoV-2 einen Vorteil haben könnten.

Im letzten Jahr wurde bereits diskutiert, ob SARS-CoV-2 in die Regulation der Signalwege innerhalb der Zelle eingreift und mit den Kanälen für den Salz-Wasserhaushalt (CFTR-Kanal, ENaC-Kanal) interagiert. Eine neue Publikation scheint die Hypothese zu bestätigen, dass der bei CF defekte CFTR-Kanal bei der Regulation der SARS-CoV-2-Vermehrung (Replikation) eine Rolle spielt: In Zellkulturen mit menschlichen Lungenepithelzellen war die Vermehrung von SARS-CoV-2 deutlich reduziert, wenn die Zellen eine CFTR-Mutation trugen. Wurde die CFTR-Funktion bei gesunden Zellen gehemmt, vermehrte sich auch hier das Virus weniger. Der genaue Mechanismus dahinter ist noch nicht geklärt, aber möglicherweise spielt auch die Produktion und Regulation von ACE-2 eine Rolle. Über ACE-2 kann SARS-CoV-2 in die Zelle gelangen.

Begleiterkrankungen erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf
Das Spektrum der Erkrankungsschwere von Covid-19 bei CF-Betroffenen ist mit dem der Gesamtbevölkerung grundsätzlich vergleichbar. Detaillierte Auswertungen der Datenregister weltweit zeigen jedoch auch, dass die Infektion mit SARS-CoV-2 bei Betroffenen mit schlechter Lungenfunktion, bei Begleiterkrankungen wie Diabetes und nach Transplantation durchaus schwerwiegender verläuft als in der gesunden Allgemeinbevölkerung. Unabhängig davon traten in allen CF-Altersklassen mitunter auch schwere Verläufe der COVID-19-Erkrankung auf. Die Infektionswellen in der allgemeinen Bevölkerung bilden sich auch in den Daten des deutschen Mukoviszidose-Registers ab.

Hospitalisierungsrate bei mit COVID-19 infizierten Menschen mit Mukoviszidose sinkt
Im deutschen Mukoviszidose-Register werden seit Beginn der Pandemie SARS-CoV-2-Infektionen bei Mukoviszidose-Patienten dokumentiert. Aktuelle Auswertungen aus dem Register zeigen, dass die Hospitalisierungsrate – wie auch in der Gesamtbevölkerung – im Verlauf der Pandemie immer weiter zurückgegangen ist.

Über den gesamten Pandemieverlauf zeigt sich, dass mit steigendem Alter eine höhere Hospitalisierungsrate zu verzeichnen ist. Das Risiko für einen schweren Verlauf hängt dabei vom Alter und den Begleiterkrankungen wie CF-assoziiertem Diabetes mellitus, schlechterer Lungenfunktion (ab FEV1 von 70%) und dem Status nach Organtransplantation ab.

Massnahmen gegen die Infektion mit SARS-CoV-2
Impfungen, prophylaktische Antikörperbehandlung und die inzwischen gezielteren Therapieoptionen konnten der Infektion mit SARS-CoV-2 nur teilweise den Schrecken nehmen. Die Diskussion um Massnahmen gegen die Infektion wird weitergeführt und es bleibt unklar, welchen Verlauf die Pandemie im kommenden Herbst und Winter nehmen wird und welche gesellschaftlichen Einschränkungen auf uns alle zukommen.

Gurgeln und Nasenspülung erschweren dem Virus den Eintritt in den Körper
Eine relativ einfache Massnahme der Bekämpfung der Virusverbreitung wird in der Öffentlichkeit allerdings kaum mehr diskutiert: Das Gurgeln und Nasenspülen mit viruziden (Virus-abtötenden) Substanzen. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) hat dazu jetzt eine Mitteilung herausgegeben, um das bisher zu wenig beachtete Präventionspotential der viruziden Antiseptik im Nasen-Rachen-Raum zu stärken. Das Ziel von Gurgeln und Nasenspülen ist, die Viruslast an der Eintrittspforte zu reduzieren und damit die Wahrscheinlichkeit zu verringern, krank zu werden. Denn mit der Anzahl an Viren, die in den Nasen-Rachen-Raum gelangen, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion. In manchen Ländern hat Gurgeln zur Krankheitsvermeidung eine lange Tradition, in Deutschland wurde es aber zuletzt zu Zeiten der Spanischen Grippe empfohlen. Dabei ist das Spülen des Nasen-Rachen-Raums gegen alle Virusvarianten gleich wirksam.

Welche Substanzen eignen sich zum Gurgeln und Nasenspülen?
Die Wirkung von Gurgeln und Nasenspülung basiert nicht allein auf dem physikalischen Effekt der Spülung. Die Spülung im Rachen oder Nasenraum sollte mit Substanzen erfolgen, die zusätzlich eine direkt abtötende oder schwächende Wirkung auf das Virus haben. Dabei muss man aber bedenken, dass die Substanzen nur oberflächlich wirken - sie dringen nicht in die Zellen ein und töten deshalb keine Viren ab, die sich dort gerade vermehren. Gurgeln und Nasenspülen ist deshalb kein Therapieersatz und kann auch keine Sicherheit geben, andere Personen nicht anzustecken, wenn man positiv getestet wurde.
PVP-Jod, auch bekannt als Betaisodona, ist eine viruzide Substanz, aber auch Mund- und Gurgelwässer auf Basis von ätherischen Ölen mit oder ohne Alkohol können die Viruslast im Rachenraum verringern. Sogar das regelmässige Gurgeln mit grünem Tee oder Salbeitee, aber auch mit hypertoner Kochsalzlösung (2-3%) hat einen Effekt.
Zur Spülung der Nase können die Lösungen ebenfalls verwendet werden, bei Nasensprays empfehlen sich solche auf Basis von Carragelose oder Kochsalzlösung, aber ohne Zusatz von abschwellenden Substanzen.

Wie oft und in welcher Situation gurgeln?
Die DGKH empfiehlt unterschiedliche Anwendungsschemata, je nachdem ob eine endemische oder epidemische Situation vorliegt, ein geringes Infektionsrisiko oder eine konkrete Ansteckungssituation. Bei geringem Infektionsrisiko in der allgemeinen Bevölkerung sollte zwei- bis dreimal täglich mit Kochsalzlösung, grünem oder Salbeitee gegurgelt werden (in mehreren Portionen insgesamt ca. 3 min lang) und ebenso zwei- bis dreimal täglich ein Nasenspray mit Carragelose oder Kochsalz angewendet werden oder die Nase mit den gleichen Lösungen wie die Gurgellösungen gespült werden. Steigt das Infektionsrisiko, sollten eher Lösungen mit PVP-Jod verwendet werden.PS

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