Im Mai 2021 wurde die S2k-Leitlinie «Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen» publiziert. Als «Living Guideline» wird sie regelmässig aktualisiert. Jetzt erschien das erste Update.
Folgende Anpassungen und Ergänzungen wurden vorgenommen:
- Der MRT-Bildgebung wurde in der Beurteilung von Krankheitsaktivität und bei Therapieentscheidungen mehr Gewicht beigemessen.
- Das zwischenzeitlich neu zugelassene Ofatumumab wurde analog zu den bereits vorhanden anti-CD20-Antikörpern der Wirksamkeitskategorie 3 zugeordnet.
- Fingolimod, Ozanimod und das ebenfalls neu zugelassene Ponesimod werden zusammen mit Siponimod als Substanzfamilie der S1P-Rezeptor Modulatoren betrachtet.
- Mitoxantron sollte in der Behandlung der MS nicht mehr eingesetzt werden.
- Die Empfehlungen zur Therapie der MS und der NMOSD in Schwangerschaft und Stillzeit wurden erweitert.
- Die Empfehlungen zur Immuntherapie der AQP4-IgG positiven NMOSD wurden unter Berücksichtigung der neu zugelassenen Antikörper Inebilizumab und Satralizumab komplett überarbeitet.
- Die Empfehlungen zur Therapie der Symptome wurden unter Hinzuziehung weiterer Fachgesellschaften überarbeitet und ergänzt.
- Die Beschreibungen der Einzelsubstanzen zur Immuntherapie der MS wurden aktualisiert.
«Wir freuen uns, dass die Leitlinie dem neuesten Stand der Forschung entspricht und auch alle neuen Therapien darin reflektiert werden. Der Forschungsfortschritt im Bereich MS ist schnell und es ist wichtig, Innovationen richtig einzuordnen und schnell im klinischen Alltag zu implementieren», erklärt DGN-Leitlinienkoordinator Prof. Dr. Bernhard Hemmer, München.
Trotz der weitreichenden Anpassungen wurde am Grundprinzip der Leitlinie einer personalisierten Immuntherapie der MS (treat to target) festgehalten, da sich die Datenlage nicht grundsätzlich verändert hat, so Hemmer. Das Leitlinienteam wird mit der Living Guideline auch in Zukunft sicherstellen, dass aktuelle Forschungsergebnisse im Bereich der Multiplen Sklerose und verwandter Erkrankungen unmittelbar in die Empfehlungen für die Therapie in der Praxis einfliessen werden.PS
Folgende Fachgesellschaften und Organisationen unterstützen das Leitlinien-Update:
- Schweizerische Neurologische Gesellschaft (SNG-SSN)
- Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN)
- Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) e.V.
- Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) e.V.
- Deutschsprachige Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP) e. V.
- Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Bundesverband e.V.
- Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V.
- Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) e.V.
- NeurologyFirst, unabhängige Initiative von Neurologen; Neuromyelitis optica Studiengruppe (NEMOS)