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Esketamin-Nasenspray wirkt gegen Depression

Bis zu 30 Prozent der Menschen, die von schwerer Depression betroffen sind, finden trotz medikamentöser Behandlung keine Linderung. Eine grosse internationale Studie, die in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Frankfurt durchgeführt wurde, hat nun die Überlegenheit von Esketamin-Nasenspray gegenüber der bisher in der Nationalen Versorgungsleitlinie empfohlenen Therapieform bestätigt.

Universitätsklinikum Frankfurt23.10.20232"
Schwere Depressionen und ebenso therapieresistente Depressionen sind häufig. Bis zu einem Drittel der Patienten spricht auf eine konventionelle Therapie mit Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) nicht an. Die behandlungsresistente Depression (Treatment resistant depression, abgekürzt TRD) schlägt sich in einer erhöhten Komorbiditätsrate, Suizidversuchen und -vollendungen, Gesamtmortalität und Krankenhauseinweisungen nieder. Ausserdem ist die Rückfallquote bei den Betroffenen hoch, was den Bedarf an wirksamen und gezielten Therapien für die TRD verdeutlicht.

Vergleich von zwei Kombinationen
Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson hat eine internationale randomisierte Phase-IIIb-Studie in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Frankfurt abgeschlossen. Dabei wurden Wirkstoffe und Darreichungsformen von zwei Kombinationstherapien miteinander verglichen:
  • Eine Gruppe erhielt SSRI/SNRI in Kombination mit Esketamin-Nasenspray.
  • In der Vergleichsgruppe wurden SSRI/SNRI zusammen mit Quetiapin-Retardtabletten verabreicht, wie in der Nationalen Versorgungsleitlinie Unipolare Depression empfohlen.
Die Forscher stellten fest: Wenn beide Behandlungen in Kombination mit fortgesetzter SSRI/SNRI erfolgen, ist die Wirksamkeit von Esketamin-Nasenspray mit dem Erreichen einer Remission in der achten Woche und der Rückfallfreiheit bis Woche 32 nach der Remission in der achten Woche (während der Behandlung in der Studie) der Quetiapin-Therapie überlegen.

Pharmakologische Wirkungssteigerung
«Wenn ein Patient auf zwei verschiedene antidepressive Therapien über mehrere Wochen keine Verbesserung zeigt, sprechen wir von einer therapieresistenten Depression, also einer TRD. Forschungen zeigen, dass dann der Einsatz eines zusätzlichen Medikamentes Wirkung zeigen kann», erklärt Prof. Dr. Andreas Reif, Erstautor der Publikation. «Ein solches Zusatzmedikament muss nicht in erster Linie antidepressiv wirken, aber oft kann es in Kombination mit der bisherigen SSRI- oder SNRI-Therapie die Wirkung verbessern bzw. verstärken. Das wurde in der Vergleichsgruppe mit Quetiapin zusätzlich zur laufenden SSRI/SNRI-Behandlung gemacht.»

Esketamin hat, wie aus der Anästhesiologie bekannt, eine analgetische Wirkung, aber in der hier verwendeten Dosierung und mit der Anwendung als Nasenspray hat es auch eine ausgeprägte antidepressive Wirkung. Man nimmt an, dass sie einer verminderten neuronalen Plastizität im Gehirn entgegenwirkt, die bei Patienten mit TRD im Allgemeinen zu beobachten ist.
  • 27,1 Prozent der Patienten in der Esketamin-Nasenspray-Gruppe, die durchschnittlich seit mehr als einem Jahr krank waren, erreichten mit Esketamin nach acht Wochen unter Studienbehandlung eine Remission, sie erfuhren also eine so weitgehende Verbesserung, dass sie den nicht-depressiven Bereich erreichen konnten.
  • In der Studiengruppe mit Quetiapin erreichten nur 17,6 Prozent eine Remission in der achten Woche.
  • Beide Behandlungen wurden in Kombination mit einer fortgesetzten SSRI/SNRI-Therapie durchgeführt.

Mit Esketamin eine Nase vorn
Esketamin wird bereits jetzt als wirksames Antidepressivum eingesetzt. In bisherigen Studien wurde es jedoch nur in Kombination mit einem neu begonnenen SSRI-/SNRI-Antidepressivum plus einem Plazebo-Nasenspray verglichen. Bereits hier zeigte sich eine deutliche Überlegenheit der Esketamin-Gruppe gegenüber den Plazebo-Probanden. In der jetzt veröffentlichten Studie dienen Quetiapin-Retardtabletten als Vergleichspräparat, weil sie bereits zur Augmentationsbehandlung verwendet und auch in den Leitlinien empfohlen werden. «In der Gruppe, die Esketamin-Nasenspray erhalten hat, waren 54 Prozent mehr Patienten in der achten Woche in Remission als in der Gruppe, die Quetiapin-Retardtabletten erhalten hat.

Das ist für eine Gruppe mit einer behandlungsresistenten Depression, also schlechten Prognose, ein guter Wert», sagt Prof. Dr. Reif. «Auch bei der Rückfallquote, die wir nach sechs Monaten kontrolliert haben, konnten die mit Esketamin behandelten Patienten diesen Vorsprung gegenüber den mit Quetiapin behandelten Personen beibehalten.»PS

  • Zur Originalpublikation
Reif A, Bitter I et al.: Esketamine Nasal Spray versus Quetiapine for Treatment-Resistant Depression. New England Journal of Medicine (2023).

Quelle: Universitätsklinikum Frankfurt/Pressemitteilung, 05.10.2023

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