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imageZum ersten Mal in Europa wurde bei einem Kind eine teilweise Herztransplantation vorgenommen. Symbolbild: Unsplash.

Genfer Ärzteteam gelingt partielle Herztransplantation bei einem Kind

Erstmals in Europa wurde bei einem Kind nur ein Teil des Herzens transplantiert. Das Team der Universitätsspitäler Genf (HUG) ersetzte die geschädigten Herzklappen durch lebendes Spendergewebe – eine Alternative zu herkömmlichen Klappenprothesen, die mit dem Kind mitwachsen kann.

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Ein Team der Genfer Universitätsspitäler (HUG) hat im September eine europäische Premiere erzielt: Erstmals wurde bei einem Kind mit komplexer angeborener Herzfehlbildung eine partielle Herztransplantation vorgenommen.

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Bild: HUG.

Im Unterschied zur vollständigen Herztransplantation werden bei dieser Methode lediglich die defekten Herzklappen ausgetauscht, während der Herzmuskel des Kindes erhalten bleibt. Solche Eingriffe wurden bislang nur vereinzelt in den USA durchgeführt, erklärte Tornike Sologashvili, Kinderherzchirurg an den HUG, bei einer Pressekonferenz am 16. Oktober.
Alternative zu künstlicher Herzklappe
Ein wesentlicher Vorteil: Die transplantierten Klappen bestehen aus lebendem Gewebe, das mit dem Kind mitwachsen kann. So lassen sich die wiederholten Operationen vermeiden, die bei künstlichen oder tierischen Prothesen notwendig wären.

Bislang erhielten Kinder meist mechanische Herzklappen – verbunden mit einer lebenslangen Blutverdünnung – oder biologische Klappen, die sich im Laufe der Zeit abnutzen. «Für wachsende Kinder sind diese Lösungen alles andere als ideal», betont Kinderkardiologin Julie Wacker. Die partielle Transplantation könnte eine dauerhafte Lösung ermöglichen.

Kind mit schwerem Herzfehler
Der Patient litt an einem sogenannten Truncus arteriosus communis, einer seltenen Fehlbildung, bei der die beiden grossen Arterien des Herzens miteinander verschmolzen sind. Nach drei früheren Operationen entwickelte sich eine schwere Verengung.

Video des Eingriffs

Da die herkömmlichen Optionen – der Ersatz durch biologische oder mechanische Klappen – zu riskant waren, entschied sich das Team für die neue Methode. Die Operation dauerte rund fünf Stunden. Schon am nächsten Tag lächelte der Junge wieder – inzwischen kann er sogar wieder Fussball spielen, berichten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte.

Ein weiterer Vorteil: Die verwendeten Klappen stammen von Spenderherzen, die für eine vollständige Transplantation nicht mehr geeignet sind – etwa wegen eingeschränkter Herzfunktion. «Damit lässt sich das Spenderorgan trotzdem sinnvoll nutzen», erläutert Franz Immer, Direktor von Swisstransplant.

Da für diese Eingriffe keine Konkurrenz zu Empfängern eines ganzen Herzens besteht, entsteht ein neues Modell der Spendernutzung. Wacker und Sologashvili sprechen sogar von einem möglichen «Dominoeffekt»: Ein Patient, der ein neues Herz erhält, könnte selbst wieder Spender für eine partielle Transplantation werden, wenn seine Klappen intakt sind.
Medizinische Innovation mit offenen Fragen
Vor dem Eingriff fanden intensive Gespräche mit dem Ethikrat der HUG statt. «Die langfristigen Risiken sind noch nicht vollständig bekannt», räumt die medizinische Leitung ein. Sowohl die Schweizer Gesundheitsbehörden als auch Swisstransplant gaben jedoch grünes Licht – angesichts des innovativen Potenzials und fehlender Alternativen.

Die HUG planen nun, eine nationale klinische Studie zu starten, um die neue Technik breiter zu evaluieren. Eine enge Zusammenarbeit mit nordamerikanischen Zentren, die 2022 mit der Methode begonnen haben, sei im Aufbau.

Die Genfer Fachleute hoffen, dass dieser erste Fall der Beginn einer neuen Behandlungsstrategie ist – möglicherweise auch bei Neugeborenen. «Unser Ziel ist es, jedem Kind ein lebendes Gewebe zu geben, das mit ihm wachsen kann», sagt Tornike Sologashvili.

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