Ein Stent ist schnell gesetzt: Akute Ereignisse wie ein Herzinfarkt kann die heutige Medizin meist sehr gut behandeln. Auch bei anderen einschneidenden Herzkrankheiten stehen erfolgreiche Therapien zur Verfügung. Dennoch darf nicht unterschätzt werden, wie belastend dies für Betroffene sein kann. «Ein Herzinfarkt ist für zahlreiche Patienten mit Todesängsten verbunden, also ein traumatisches Erlebnis», sagt Prof. Jean-Paul Schmid, Chefarzt Kardiologie der Klinik Gais. Entsprechend leiden viele Betroffene noch Monate oder Jahre psychisch darunter, Angststörungen und Depressionen sind in 20 bis 40 Prozent der Fälle die Folge.
Übertriebene Ängste abbauen
Grosse Unsicherheit herrscht bezüglich der Frage, was man sich körperlich noch zutrauen darf. Dies betrifft auch das Sexualleben. Eine verbreitete Angst der Patienten ist, dass Sexualität eine zu grosse Belastung darstellt und damit Herzbeschwerden oder gar ein neues Ereignis auslöst. Der Spass am Sex kann zudem dadurch vergehen, dass körperliche Beeinträchtigungen oder Medikamente die sexuelle Lust oder Leistungsfähigkeit einschränken. «Wichtig ist, solche Probleme rechtzeitig beim Arzt anzusprechen», sagt der Kardiologe Schmid, «um übertriebene Ängste abzubauen und allenfalls Lösungen zu finden.» Neben medizinischen Therapien bieten sich auch eine kardiopsychologische oder sexualtherapeutische Beratung an. Doch dazu kommt es oft nicht. «Viele Betroffene, die sich ein Gespräch wünschen, trauen sich noch immer nicht, ihre Schwierigkeiten zu äussern», sagt Jean-Paul Schmid.
Neue Broschüre hilft weiter
Um Patienten und ihren Partnern den ersten Schritt zu erleichtern, hat die Schweizerische Herzstiftung zusammen mit Fachpersonen aus der Kardiologie, Kardiopsychologie und Sexualtherapie eine neue Patienteninformation entwickelt. Die Broschüre «Sexualität bei einer Herzkrankheit» geht der Frage nach, welche konkreten Probleme die Sexualität vieler Herzpatienten belasten. Sie zeigt auf, was Patienten und ihre Partner zusammen mit Fachpersonen unternehmen können und welche Alternativen sich anbieten, wenn der Sex nicht mehr wie gewohnt möglich ist.PS
Die 16-seitige Broschüre «Sexualität bei einer Herzkrankheit» ist gratis bei der Schweizerischen Herzstiftung erhältlich.