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Können Tokolytika Frühgeburten wirksam verzögern?

Eine aktualisierte Cochrane-Netzwerkmetaanalyse hat untersucht, ob wehenhemmende Medikamente Frühgeburten effektiv hinauszögern und so dazu beitragen könnten, die Gesundheit von Neugeborenen zu verbessern.

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Deutlich zu früh geborene Kinder sind für das Leben ausserhalb des Mutterleibs noch nicht ausreichend entwickelt und können oft nicht oder nur mit Beeinträchtigungen überleben. Tatsächlich ist eine Frühgeburt weltweit der häufigste Grund für den Tod eines Neugeborenen und die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren.

Meist kündigt sich eine Frühgeburt durch bestimmte Warnzeichen wie vorzeitige Wehen an. Dann ist es möglich die Geburt mit Tokolytika etwas hinauszuzögern. Dieser Aufschub verschafft Mutter und Kind Zeit, um beispielsweise mit Medikamenten die Lungenreifung beim Baby zu beschleunigen. So können nach der Geburt Atemprobleme beim Baby verhindert werden. Entscheidend ist auch, dass das Hinauszögern einer Frühgeburt es den Frauen ermöglichen kann, eine Geburtsklinik zu erreichen, die auf die Versorgung zu früh geborener Kinder spezialisiert ist.

Netzwerkmetaanalyse zu Tokolytika
In einer neuen, in der Cochrane Library veröffentlichten Publikation haben Forscher der Universität Birmingham und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Daten aus 122 klinischen Studien zu Arzneimitteln zur Verzögerung der Geburt ausgewertet, um eine Rangliste dieser Medikamente zu erstellen. Untersucht wurde sowohl die Wirksamkeit der Mittel als auch deren unerwünschte Wirkungen. Die in den Review eingeschlossenen Studien wurden zwischen 1966 und 2021 veröffentlicht, umfassten 13 697 Frauen in 39 Ländern, darunter Staaten mit hohem, mittlerem und niedrigem Einkommen.

Alle Medikamente können Geburt verzögern
Alle sechs untersuchte Gruppen von wehenhemmenden Mitteln
  • Betamimetika,
  • Kalziumkanalblocker,
  • Magnesiumsulfat,
  • Oxytocin-Rezeptor-Antagonisten,
  • Stickoxid-Donatoren
  • und ihre Kombinationen
konnten die Geburt verzögern, allerdings stellte das Forschungsteam fest, dass die Wirksamkeit der verschiedenen Medikamente in einigen der untersuchten Studien weniger eindeutig war.

Die wirksamsten Tokolytika zur Verzögerung einer Frühgeburt waren Stickoxid-Donatoren, Kalziumkanalblocker, Oxytocin-Rezeptor-Antagonisten und Kombinationen verschiedener Tokolytika.

Betamimetika verursachen die meisten unerwünschten Wirkungen
Das Team untersuchte auch die unerwünschten Wirkungen der verschiedenen Medikamente und Kombinationen. Betamimetika verursachten die meisten unerwünschten Wirkungen, die zudem häufig zu einem Behandlungsabbruch führten. Betamimetika wirken an speziellen Rezeptoren an der glatten Muskulatur der Gebärmutter. Da es ähnliche Rezeptoren auch an anderen Stellen im Körper gibt (z.B. am Herzmuskel), wirken die Mittel teilweise auch dort, was unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen kann.

Nutzen überwiegt Risiken
Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Anwendung von Wehenhemmern mit einem breiten Spektrum von unerwünschten Wirkungen gerechnet werden muss, dass jedoch der Nutzen zur Geburtsverzögerung die Risiken überwiegt. Sie geben auch Hinweise darauf, dass sich dies möglicherweise auch direkt in einer Reduzierung tödlicher Frühgeburten widerspiegelt.PS

  • Zum Review
Tokolytika zur Verzögerung einer Frühgeburt: eine Netzwerk‐Metaanalyse

Quelle: Cochrane Deutschland/Pressemitteilung, 26.09.2022

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