Home/Lässt sich die Kontrolle von Essanfällen mit nahrungsbezogenem Neurofeedback verbessern?

Lässt sich die Kontrolle von Essanfällen mit nahrungsbezogenem Neurofeedback verbessern?

Die Binge-Eating-Störung ist die häufigste Essstörung in Deutschland. Anja Hilbert, Professorin für Verhaltensmedizin an der Universität Leipzig, ist in einer Pilotstudie der Frage nachgegangen, ob nahrungsbezogenes Neurofeedback die Erkrankung positiv beeinflussen kann.

Universität Leipzig18.12.20232"
Bei der Binge-Eating-Störung verlieren Menschen die Kontrolle darüber, was und wie viel sie essen. Starkes Übergewicht ist oft die Folge dieser psychischen Erkrankung. «Der Kontrollverlust führt zu psychischem Leid. Den Betroffenen fällt es schwerer als anderen, ihre Essimpulse zu kontrollieren. Die Selbstregulation ist beeinträchtigt», erklärt Anja Hilbert, Professorin für Verhaltensmedizin an der Universität Leipzig. Die Standardbehandlung für eine Binge-Eating-Störung ist Psychotherapie. Die Psychologin Hilbert untersucht, ob man diese Essstörung auch auf anderem Wege heilen kann.

Welchen Nutzen hat Neurofeedback?
Bei der Binge-Eating-Störung verfolgt das Forschungsteam der Universitätsmedizin Leipzig Neurofeedback als Therapieansatz.
  • Dabei messen bildgebende Verfahren, beispielsweise die funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) oder die Elektroenzephalographie (EEG), die Hirnaktivität und machen sie auf einem Monitor für die Patienten sichtbar.
  • Diese versuchen dann, anhand dieses Feedbacks ihre Hirnaktivität in gewünschter Weise zu beeinflussen – in Echtzeit.
Funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) ist ein nicht invasives bildgebendes Verfahren, das erfasst, wenn Änderungen in der Hirnaktivität zu Veränderungen der optischen Eigenschaften von Hirngewebe führen.

Pilotstudie: fNIRS- oder EEG-Neurofeedback
In der aktuellen randomisiert-kontrollierten Pilotstudie erhielten 72 Patienten über einen Zeitraum von zwei Monaten zwölf einstündige Sitzungen mit fNIRS- oder EEG-Neurofeedback oder sie befanden sich auf einer Warteliste für Neurofeedback. Beim Neurofeedback wurden die Patienten angeleitet, ihre Hirnaktivität bei Bildern von individuell problematischen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Schokolade, zu regulieren. Das fNIRS-Neurofeedback zielte etwa darauf ab, die Hirnaktivität in individuell bestimmten Regionen des präfrontalen Kortex beim Anblick dieser Nahrungsmittel zu steigern, um ihnen besser widerstehen zu können.

Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass das fNIRS-Neurofeedback die Essanfälle ebenso reduzieren konnte wie das EEG-Neurofeedback, und zwar tendenziell stärker als bei Patienten auf einer Warteliste für Neurofeedback. Die Effekte zeigten sich sechs Monate nach Beendigung der Therapie. Dies deutet auf eine verzögerte Wirkung nach dem Hirntraining hin. Auch Heisshunger, Ängste und der Body-Mass-Index der Teilnehmer waren nach beiden Neurofeedback-Therapien stärker verbessert als bei den Patienten auf der Warteliste.

Eher für begleitenden Einsatz geeignet
«Die Ergebnisse zeigen erstmals eine gute Durchführbarkeit des fNIRS-Neurofeedback als neuen Therapieansatz für die Binge-Eating-Störung, ähnlich wie beim EEG-Neurofeedback, und geben erste Hinweise auf die Wirksamkeit. Zukünftig ist wichtig, die kurz- und langfristigen Effekte sowie Wirkmechanismen in einer grösser angelegten Studie zu untersuchen. Auch sollte erforscht werden, bei welcher Intensität Neurofeedback seine optimale Wirkung entfaltet», sagt Prof. Hilbert und ergänzt: «Aus klinischer Sicht sprechen die im Vergleich zur Psychotherapie geringer ausfallenden Effekte eher für einen begleitenden als alleinigen Einsatz von nahrungsspezifischem Neurofeedback in der Behandlung der Binge-Eating-Störung, zum Beispiel während kognitiver Verhaltenstherapie. Weitere Analysen zeigen, dass vor allem Patienten mit einem geringeren Body-Mass-Index und weniger starken Essstörungssymptomen von Neurofeedback profitieren.»PS


Quelle: Universität Leipzig, Pressemitteilung vom 14.12.2023

Rosenbergstrasse 115
8212 Neuhausen am Rheinfall
Telefon: +41 52 675 51 74
info@docinside.ch
www.docinside.ch

Handelsregistereintrag
Firmenname: DOCINSIDE AG
UID: CHE-412.607.286

Über uns
Bankverbindung

Schaffhauser Kantonalbank
8200 Schaffhausen
IBAN: CH76 0078 2008 2797 0810 2

Mehrwertsteuer-Nummer
CHE-412.607.286

Kontakte

Dr. med. Adrian Müller
Betrieb und Inhalte
adrian.mueller@docinside.ch

Dr. med. Richard Altorfer
Inhalte und Redaktion
richard.altorfer@docinside.ch

Dr. med. Christine Mücke
Inhalte und Redaktion
christine.muecke@docinside.ch

Copyright © 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Powered by Deep Impact / Spectra