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imageLeberkrebs zählt zu den tödlichsten Krebsarten weltweit. Symboldbild: Julien Tromeur | Unsplash.

Leberkrebs: Drei von fünf Fällen wären vermeidbar

Über 60 Prozent der weltweiten Leberkrebsfälle gehen auf vermeidbare Risikofaktoren wie Hepatitis, Alkoholmissbrauch und Fettleber zurück. Besonders alarmierend: Fälle im Zusammenhang mit Adipositas nehmen drastisch zu.

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Die Lancet Commission on hepatocellular carcinoma, ein internationales Gremium führender Expertinnen und Experten aus Forschung, Medizin und Public Health, warnt in einem aktuellen Bericht vor einer alarmierenden Entwicklung: Ohne entschlossenes Gegensteuern wird sich die Zahl der Leberkrebsfälle bis 2050 nahezu verdoppeln – von derzeit 870'000 auf voraussichtlich 1,52 Millionen pro Jahr.

Leberkrebs zählt schon heute zu den tödlichsten Krebsarten weltweit. Vor allem in Ländern mit hohen Hepatitis-B-Raten – etwa in China – ist die Krankheitslast enorm. Die Kommission sieht jedoch eine deutliche Verschiebung der Ursachen: Neben viralen Infektionen und Alkohol rücken zunehmend Übergewicht und die Metabolische Fettlebererkrankung (MASLD) in den Fokus.
Vermeidbare Ursachen
Die Kommission schätzt, dass rund 60 Prozent der Leberkrebsfälle durch gezielte Prävention vermeidbar wären. Zu den Hauptrisikofaktoren zählen:
  • chronische Infektionen mit Hepatitis-B- und -C-Viren,
  • übermässiger Alkoholkonsum,
  • MASLD (metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease), eine chronische Fettlebererkrankung
  • Adipositas
Besorgniserregend sei der Anstieg von MASH, der entzündlichen Verlaufsform von MASLD: Ihr Anteil an Leberkrebsfällen könnte bis 2050 von 8 Prozent auf 11 Prozent steigen. Auch alkoholbedingte Leberkrebsfälle werden laut Prognose zunehmen (von 19 auf 21 Prozent). Demgegenüber wird der Anteil der Fälle durch Hepatitis B und C leicht sinken, so die Forschenden.
Zentrales Anliegen: Weltweite Inzidenz senken
Die Expertinnen und Experten rufen zu entschlossenem Handeln auf – und liefern konkrete Ziele und Empfehlungen. Ihr zentrales Anliegen: Die weltweite Inzidenz von Leberkrebs bis 2050 jährlich um 2 bis 5 Prozent zu senken. Gelingt das, könnten laut ihren Berechnungen bis zu 17 Millionen Neuerkrankungen und 15 Millionen Todesfälle verhindert werden.
«Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist Leberkrebs sehr schwer zu behandeln, weist jedoch deutlichere Risikofaktoren auf. Diese hefen dabei, spezifische Präventionsstrategien zu definieren.» Prof. Valérie Paradis, Autorin Expertenkommission.
Besonderen Handlungsbedarf sieht die Kommission bei Menschen mit erhöhtem Risiko – etwa bei Adipositas, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihre Forderung: Untersuchungen auf Leberschäden sollten in die Regelversorgung aufgenommen werden. Gleichzeitig brauche es mehr Aufklärung und individuelle Beratung in der Praxis, etwa zu gesunder Ernährung und Bewegung.

Das empfiehlt die Kommission konkret:
  • Breitere Impf- und Teststrategien: etwa verpflichtende HBV-Impfprogramme in Hochrisikogebieten und ein universelles Screening für Erwachsene ab 18 Jahren.
  • Gezielte HCV-Tests, wo sie besonders kosteneffektiv sind.
  • Striktere Alkoholpolitik: Mindestpreise, Warnhinweise und Werbeeinschränkungen für alkoholische Getränke.
  • Mehr öffentliche Aufklärung und Früherkennung, insbesondere in Ländern mit steigenden Fallzahlen.
  • Zusammenarbeit von Fachgesellschaften und der Pharmaindustrie
  • Stärkere Palliativversorgung, auch schon in frühen Krankheitsphasen.

Auch die Politik ist gefragt. Die Kommission plädiert für eine stärkere Regulierung des Lebensmittelmarkts – etwa durch Zuckersteuern und eine klare Kennzeichnung von Produkten mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt. Ziel sei es, eine gesundheitsförderliche Umgebung zu schaffen.

Zur Originalpublikation:


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