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imageEine ausgewogene Ernährung hält den Fadenwurm C. elegans im Alter fit und gesund. Bild: Jachen Solinger | Biozentrum, Universität Basel.

Longevity-Forschung: Warum ein bisschen Stress gut fürs Altern ist

Eine Basler Studie zeigt, dass bestimmte RNA-Moleküle in der Nahrung die Zellen in Alarmbereitschaft versetzen und so länger gesund halten – zumindest bei Fadenwürmern.

Sarah Bourdely7.10.20253"
Wie alt wir werden, ist nicht allein entscheidend – wichtiger ist, wie gesund wir altern. Forschende um Anne Spang am Biozentrum der Universität Basel haben nun entdeckt, dass bestimmte Bestandteile in der Nahrung Stress auslösen, der sich positiv auf die Gesundheit im Alter auswirkt.

Die Studie wurde in «Nature Communications» veröffentlicht.
Kleine Stressreize, grosse Wirkung
Im Fadenwurm Caenorhabditis elegans (C. elegans) zeigte sich: Wenn die Würmer mit ihrer Nahrung doppelsträngige RNA-Moleküle aufnehmen, werden im Körper Qualitätskontrollmechanismen aktiviert. Diese verhindern die Bildung schädlicher Proteinablagerungen, wie sie auch bei menschlichen Alterungsprozessen und neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson auftreten.
«Der Stress auf niedrigem Level bereitet den Körper besser darauf vor, mit Proteinschäden umzugehen.» Emmanouil Kyriakakis, Biozentrum Basel.
Die durch die Ernährung ausgelösten Prozesse aktivieren unter anderem die Autophagie – also den zellulären Abbau beschädigter Proteine. Dadurch werden Proteinaggregate reduziert und die Zellalterung verlangsamt.

«Uns hat überrascht, dass der Darm dabei offenbar mit anderen Organen kommuniziert», kommentiert Erstautor Emmanouil Kyriakakis die Studienergebnisse in einer Mitteilung. «Die schützenden Effekte sehen wir nicht nur lokal, sondern im gesamten Organismus, etwa in den Muskeln.»
«Ein wenig Stress ist gut»
Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass die Ernährung die Gesundheit im Alter beeinflusst. So blieben Fadenwürmer mit ausgewogener Ernährung im Alter fitter und gesünder. Bei C. elegans bedeutet eine ausgewogene Ernährung eine Mischung aus zwei verschiedenen E.-coli-Stämmen. Diese Kombination vereint die Vorteile beider Bakterienarten – schnelleres Wachstum und Fortpflanzung durch OP50 sowie bessere Beweglichkeit und Fitness im Alter durch HT115.

«Die RNA-Moleküle in der Nahrung lösen eine systemische Reaktion im Organismus aus, der bestimmte Alterungsprozesse verlangsamt», so Kyriakakis. Anne Spang ergänzt: «Einzelne Nahrungsbestandteile können den Körper dazu bringen, seine Schutzmechanismen zu aktivieren. Ein wenig Stress ist also gut.»

Ob solche ernährungsbedingten Mechanismen auch beim Menschen greifen und sich dadurch altersbedingte Erkrankungen vermeiden lassen, muss allerdings noch erforscht werden.

Zur Originalpublikation:
  • Emmanouil Kyriakakis, Chiara Medde, Danilo Ritz, et al: «Bacterial RNA promotes proteostasis through inter-tissue communication in C. elegans», in: Nature Communications», Oktober 2025.
  • DOI: 10.1038/s41467-025-63987-x

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