NAFLD: Rolle der Hepatokine bei der Identifizierung von Subtypen
Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist ein wichtiger Risikofaktor für Typ-2-Diabetes und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einem Fachbeitrag beleuchten Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) die Dysregulation von Hepatokinen bei einer NAFLD und erörtern Pathomechanismen von Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen, die speziell mit NAFLD zusammenhängen.
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Weltweit leiden mehr als 25 % aller Erwachsenen und 3 bis 10 % aller Kinder an einer NAFLD. Der Prozentsatz ist wesentlich höher, wenn bei Erwachsenen (⁓60 %) und bei Kindern (⁓40 %) Übergewicht und/oder Diabetes vorliegen. Diese Zahlen sind alarmierend, da die NAFLD, insbesondere die nicht-alkoholische Steatohepatitis, die Hauptursache für chronische Lebererkrankungen und für Leberkrebs ist. Darüber hinaus zeigen Ergebnisse grosser Studien, dass NAFLD mit einem ⁓2,5-fach erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und einem ⁓1,5-fach erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert ist.
Doch über welche Mechanismen beeinflusst eine Fettleber die Entstehung von Typ-2-Diabetes und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Und wie lässt sich die Auswirkung der Fettleber von der Auswirkung der zunehmend auftretenden abdominalen Adipositas, die häufig bei Menschen mit Fettleber zu finden ist, auf diese Krankheiten abgrenzen?
Identifizierung von Hepatokinen: Fetuin-A und Follistatin
Mit diesen Fragen beschäftigen sich Forscher aus Tübingen und aus Boston seit vielen Jahren. Jetzt haben sie wichtige Hepatokine identifiziert, die bei NAFLD dysreguliert sind, und ihre Rolle im Stoffwechsel beschrieben.
«Wir fanden heraus, dass das Hepatokin Fetuin-A vermehrt von der Fettleber produziert wird und dass es das Auftreten von Typ-2-Diabetes und von kardiovaskulären Ereignissen klar prognostiziert. Wir haben auch Mechanismen der zellulären Wirkung von Fetuin-A zur Förderung der Insulinresistenz, der subklinischen Entzündungen und der Beeinträchtigung der Insulinsekretion identifiziert», betont Professor Norbert Stefan.
Und Professor Morris White fügt hinzu: «Wir haben ein weiteres wichtiges Hepatokin nachgewiesen, das zunehmend von der Fettleber produziert wird – Follistatin. Ausserdem haben wir Mechanismen gefunden, welche die Produktion von Follistatin in der Leber hochregulieren beziehungsweise durch die Follistatin den Glukosespiegel und die Insulinresistenz erhöht. In grossen Humankohorten haben wir gesehen, dass Follistatin mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist.»
In ihrem aktuellen Artikel beschreiben die Forscher Wirkmechanismen dieser Hepatokine und fassen das Wissen über andere Hepatokine zusammen, die momentan untersucht werden.
Bild: DZD; N. Stefan
Clusteranalyse
Ausserdem nutzten die Forscher die Clusteranalyse, um die enge Beziehung zwischen Fettleber und abdominaler Adipositas zu entschlüsseln und um Subtypen von Menschen mit Fettleber zu identifizieren. Indem sie mehrere Parameter, nämlich
den Fettgehalt der Leber,
die viszerale Fettmasse,
das Hepatokin Fetuin-A und
das Adipokin Adiponektin,
zu Clustern zusammengefasst haben, gelang es ihnen, drei Cluster zu identifizieren.
Die Cluster 1 und 3 wiesen eine ähnliche Insulinresistenz und einen erhöhten Leberfettgehalt auf, unterschieden sich jedoch weitgehend in den Plasmaspiegeln von Fetuin-A und Adiponektin. Daraus schlussfolgern die Wissenschaftler, dass sie Subtypen von Menschen mit einer Fettleber gefunden haben, die unterschiedliche Pathomechanismen der Insulinresistenz aufweisen. Sie vermuten, dass die Erforschung der Hepatokine hilfreich sein könnte, um in Zukunft weitere Subtypen der Fettleber zu identifizieren.PS