In einer globalen Gesundheitskrise ist ein Universitätsspital mit einem überregionalen Versorgungsauftrag ein Brennpunkt der Ereignisse und Entwicklungen. In wie mannigfaltiger Weise dies im Inselspital der Fall war, lässt sich ab dem 27. Juni 2023 in der Sonderausstellung «Pandemic Objects / Objekte der Pandemie» des digitalen Medizinmuseums Bern erkunden. Als zentrale Plattform der Medizinsammlung Inselspital Bern präsentiert
das digitale Medizinmuseum Sammlungsobjekte, vermittelt Medizingeschichte und stellt gesellschaftsrelevantes Reflexionswissen bereit. Es wird vom Institut für Medizingeschichte der Universität Bern betreut.
Die Sonderausstellung «Pandemic Objects – Medizin machen in pandemischen Zeiten» stellt nun die jüngste Gegenwart ins Zentrum. «Dass die Medizinsammlung des Inselspitals die COVID-19-Pandemie beleuchten sollte, lag auf der Hand. «Wir Historiker sind jedoch für die Vergangenheit zuständig. Deshalb haben wir die Zusammenarbeit mit Sozialanthropologinnen der Berner Fachhochschule gesucht, um herauszufinden, was die Pandemie für die Mitarbeiter des Inselspitals bedeutet hat», erläutert Prof. Dr. med. Hubert Steinke, Direktor des digitalen Medizinmuesums und des Instituts für Medizingeschichte der Universität Bern, den Hintergrund zur Sonderausstellung.
Einwegrasierer und Pizzaschachteln
Die Sozialanthropologin Dr. phil. Julia Rehsmann und die Designerin Laura Haensler zogen von Dezember 2022 bis Februar 2023 durch das Inselspital, um Objekte und Geschichten zu sammeln. Sie sprachen mit Ärzten, mit dem Pflegepersonal, aber auch mit Mitarbeitern der Reinigung, der Spitalhygiene, der Hotellerie und der Logistik über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf ihren Arbeitsalltag.
Die Projektverantwortliche Julia Rehsmann fasst zusammen: «Die gesammelten Geschichten und die Objekte, wie etwa Einwegrasierer und Pizzaschachteln, entziehen sich einer einfachen Bewertung. Einerseits machten die Auswirkungen der Pandemie bereits bestehende Probleme und Ungleichheiten sichtbar. Andererseits waren sie auch Katalysator von innovativen Projekten. Viele der interviewten Personen betonten die grosse Solidarität – vor allem zu Beginn der Pandemie. Es bleiben jedoch auch Narben der Dauerbelastung zurück und Bruchstellen, dort wo unterschiedliche Positionen aufeinandertrafen. Das Gefühl von ‹Wir schaffen das!›, aber auch Frust über die flüchtige Solidarität.»
Medizin machen in pandemischen Zeiten
Die Vernissage zur Sonderausstellung «Pandemic Objects» findet am 27. Juni 2023 im sitem-insel statt, dem Schweizerischen Institut für Translationale Medizin und Unternehmertum. Prof. Dr. iur. Bernhard Pulver, Präsident des Verwaltungsrats der Insel Gruppe AG, der die Sonderausstellung eröffnet, sagt dazu: «Die Ausstellung zeigt eindrücklich, wie flexibel, pragmatisch und auch innovativ das Inselspital auf die Krise reagiert hat. Die Pandemie hat aber auch strukturelle Schwächen des Gesundheitssystems offengelegt, die es für die Zukunft zu beheben gilt.»
An der Vernissage stellt Julia Rehsmann das Projekt vor und erläutert in Gesprächen mit Insel-Mitarbeitern, wie diese zur Sonderausstellung beigetragen haben. Ausserdem zeigt die Vernissage auch analoge Pandemie-Objekte.PS