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imageSeelenruhig schlafen. Das geht nur, wenn Stille herrscht. KI-Symboldbild: Medinside

Selbst im Schlaf bleibt das Gehirn auf Gefahren eingestellt

Eine Studie der Universität Genf und des Institut Pasteur zeigt, dass Schreie oder Alarme während des Schlafs spezifische Gehirnreaktionen auslösen.

Sarah Bourdely26.6.20253"
Das Gehirn schläft nie vollständig. Selbst in tiefen Ruhephasen überwacht es weiterhin seine Umgebung. Forschende der Universität Genf (UNIGE) und des Institut Pasteur haben nun nachgewiesen, dass sogenannte «raue» Geräusche - typisch für menschliche Schreie, Alarmanlagen oder das Weinen von Säuglingen - nachts systematisch bestimmte Gehirnreaktionen auslösen.

Die in «Scientific Reports» veröffentlichten Ergebnisse können helfen, sensorische Störungen wie Hyperakusis, aber auch die Auswirkungen nächtlicher Lärmbelästigung auf unsere Gesundheit besser zu verstehen.
Raue Klänge - ein angeborenes Warnsignal
Rauheit ist eine akustische Eigenschaft, die durch schnelle Modulationen der Schallintensität (40 bis 100 Hz) definiert wird. Sie unterscheidet sich stark vom langsameren Rhythmus der Sprache, «dessen Silbenrhythmus zwischen 4 und 8 Hz schwankt», erklärt Luc Arnal, Forscher am Institut Pasteur, in einer Pressemitteilung.

Raue Töne «bombardieren das Hörsystem mit hohen Frequenzen und erzeugen ein schrilles, oft unangenehmes Gefühl», fährt er fort. Diese Reize aktivieren insbesondere die Amygdala, eine Gehirnregion, die mit Emotionen und Wachsamkeit in Verbindung steht.
Medizinische und gesellschaftliche Bedeutung
Die Studie beleuchtet auch Mechanismen, die bei bestimmten Krankheiten eine Rolle spielen: Hyperakusis, Tinnitus, Epilepsie oder auch Alzheimer, bei denen die auditive Verarbeitung manchmal beeinträchtigt ist.

«Die Überexposition gegenüber diesen Tonfrequenzen löst bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedliche emotionale Reaktionen aus. Diese können bis hin zu völlig irrationalen und sogar potenziell gewalttätigen Reaktionen reichen», so Luc Arnal.
«Unsere Untersuchungen sind nicht nur zentral für das Verständnis bestimmter Pathologien wie Hyperakusis, sondern auch für die Beschreibung und Erklärung der sehr ernsthaften Auswirkungen der akustischen Umgebung auf die Gesundheit, insbesondere nachts.» Sophie Schwartz, Medizinische Fakultät der UNIGE, Co-Leiterin der Studie.
In einer Welt, die immer lauter wird, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal. «Es ist von entscheidender Bedeutung, zu entschlüsseln, wie Geräusche die Aktivität unseres Gehirns während des Schlafs und damit die körperliche und geistige Gesundheit eines jeden von uns beeinflussen», betont Sophie Schwartz, Co-Leiterin der Studie.

Zur Originalpublikation:
  • Legendre, G.Y.T., Moyne, M., Domínguez-Borràs, J. et al.: «Scream’s roughness grants privileged access to the brain during sleep», in: «Scientific Reports», Mai 2025.
  • Doi: 10.1038/s41598-025-01560-8

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