PCOS ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Weltweit sind rund 11 bis 13 Prozent betroffen.
Das Syndrom beeinträchtigt die Funktion der Eierstöcke und kann zu Zyklusstörungen, Akne, vermehrter Körperbehaarung und unerfülltem Kinderwunsch führen.
In einer neuen
Studie analysierten Forschende klinische Daten von über
11'900 Patientinnen über einen Zeitraum von 6,5 Jahren.
Dabei zeigten sich vier klar unterscheidbare PCOS-Typen:
- HA-PCOS (Hyperandrogener Typ) – erhöhter Spiegel männlicher Hormone; erhöhtes Risiko für Fehlgeburten im zweiten Trimester und gestörte Blutfettwerte.
- OB-PCOS (Adipöser Typ) – stark erhöhter BMI und Insulinresistenz; ausgeprägte Stoffwechselprobleme, niedrigste Geburtenrate, aber höchste Wahrscheinlichkeit einer späteren Besserung.
- SHBG-PCOS (Hormonbindungs-Typ) – erhöhte Werte des Sexualhormon-bindenden Globulins; mildere Verlaufsform, geringste Diabetes- und Bluthochdruckrate.
- LH-PCOS (LH/AMH-Typ) – erhöhte Werte des luteinisierenden Hormons (LH) und des Anti-Müller-Hormons (AMH); hohes Risiko für Überstimulationssyndrom (OHSS) bei IVF und geringe Erholungsrate.
Die Resultate wurden in fünf internationalen Kohorten aus Asien, Europa und den USA bestätigt.
Beginn einer neuen Ära in der Frauenmedizin
«Frauen mit
SHBG-PCOS hatten die besten IVF-Ergebnisse, während
OB-PCOS und
HA-PCOS häufiger mit Fehlgeburten und metabolischen Komplikationen wie Dyslipidämie oder Typ-2-Diabetes verbunden waren», erklärt
Elisabet Stener-Victorin, Reproduktionsphysiologin am Karolinska Institutet und Mitautorin der Studie,
in einer Mitteilung.
Auch die IVF-Strategie könnte künftig an den jeweiligen PCOS-Typ angepasst werden: Frauen mit HA-PCOS profitierten demnach stärker vom Transfer gefrorener Embryonen als von frischen.
Das Forscherteam sieht in den Ergebnissen den Beginn einer neuen Ära personalisierter Behandlungen: «Indem wir Subgruppen innerhalb von PCOS identifizieren, können wir beginnen, Präzisionsmedizin anzuwenden – also Behandlungen, die auf das individuelle Risikoprofil jeder Frau zugeschnitten sind», sagt Elisabet Stener-Victorin.
Die Erkenntnisse könnten den klinischen Umgang mit PCOS grundlegend verändern – von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge. Durch die Einteilung in Subgruppen lassen sich unterschiedliche Krankheitsmechanismen, Risiken und Therapieansprechraten besser erfassen – ein entscheidender Schritt hin zu individualisierter Frauenmedizin.