Können Fingernägel mehr über das Ernährungsverhalten verraten als bisher angenommen? Eine in «BioFactors» publizierte
Studie legt nahe, dass Mineralstoffmuster im Nagel ein bislang unterschätztes Potenzial für die Ernährungs- und Präventionsmedizin besitzen.
Fingernägel speichern Mineralstoffmuster
Das Team analysierte Fingernägel von 184 Erwachsenen (18–81 Jahre). Mittels Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma wurden Multi-Element-Profile erfasst und mit Ernährungsangaben, Supplementation, Gesundheitsdaten und sichtbaren Nagelveränderungen abgeglichen. Die zentralen Ergebnisse:
- Selenaufnahme: Personen, die Selenpräparate einnahmen, hatten im Schnitt 20 Prozent höhere Selengehalte in den Nägeln. Auch eine omnivore Ernährung war mit höheren Selenwerten assoziiert als vegetarische oder vegane Kost.
- Nagelveränderungen: Brüchige Nägel, Längsrillen oder weisse Flecken zeigten signifikante Abweichungen bei Kalium-, Natrium- oder Chromwerten.
- Mineralstoffpaare: Insbesondere Analysen zu den Mineralstoffpaaren Kalium/Natrium sowie Calcium/Phosphor sollen künftig zusätzliche Informationen zum Ernährungsverhalten liefern.
«Fingernagelanalysen sind eine kostengünstige, nicht-invasive und alltagstaugliche Methode für die Ernährungs- und Präventionsforschung sind», so Birringer.
Langfristig plant das Team, die chemischen Analysen mit KI-gestützter Bildauswertung von Nageloberflächen zu verknüpfen, um Mikronährstoffdefizite früher zu erkennen.
Relevanz für die klinische Praxis
Noch handelt es sich um explorative Forschung. Doch das Konzept ist attraktiv:
- Nagelproben sind einfach zu gewinnen, auch in der hausärztlichen oder geriatrischen Versorgung.
- Mineralstoffmuster könnten künftig Screening-Ansätze unterstützen – insbesondere bei Risikogruppen für Mikronährstoffmangel (zum Beispiel ältere Personen, Menschen mit restriktiven Diäten).
- In Kombination mit KI-Analysen könnten sich neue Tools für Präventionsmedizin, Telemedizin und Public Health entwickeln.