Während wir in Zeiten von beeindruckenden Fortschritten in der Krebsvorsorge, -diagnose und -behandlung leben, stossen wir auch in einem reichen Land wie der Schweiz an Grenzen. Einkommen, Ausbildung oder geografischer Standort sind nur einige der Faktoren, die den Zugang zur Krebsversorgung negativ beeinflussen können. Die Krebsliga setzt sich deshalb auf allen Stufen des Patientenpfades dafür ein, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben, Krebs zu vermeiden oder ihn zu besiegen.
Vorsorge: Flächendeckende systematische Screenings
In der Krebsvorsorge geht es darum, den Zugang zu Präventionsangeboten und systematischen Früherkennungs- und Vorsorgeprogrammen zu verbessern. Organisierte Programme zur Früherkennung von Darm- und Brustkrebs sollten flächendeckend in allen Kantonen verfügbar sein, damit der Zugang zu einem qualitätskontrollierten, franchisebefreiten Screening nicht mehr vom Wohnort abhängig ist.
Behandlung: Zugang zu Off-Label-Anwendungen
In der Behandlung besteht insbesondere beim Zugang zu Krebsmedikamenten im sogenannten Off-Label-Use (z.B. ausserhalb der zugelassenen Indikation) Handlunsgbedarf. Die heutige Vergütungsregelung führt dazu, dass die Krankenversicherer vergleichbare Fälle unterschiedlich vergüten. Diese Ungleichbehandlungen nehmen zu. Deshalb ist rascher Handlungsbedarf nötig. Die Artikel 71a bis 71d der KVV, in denen die Einzelfallvergütung geregelt ist, dürfen im Zuge der Verordnungsrevision nicht geschwächt werden. Für komplexe Fälle soll zudem ein unabhängiges Expertengremium geschaffen werden.
Nachsorge: Koordinierte Angebote für Cancer Survivors
Während die Behandlung von Krebsbetroffenen in der Schweiz auf einem vergleichsweise hohen Niveau erfolgt, fehlt es an koordinierten Angeboten in der Nachsorge der sogenannten Cancer Survivors. Nach einer erfolgreichen Behandlung benötigen sie andere Versorgungsstrukturen als Akuterkrankte. In der Schweiz leben heute rund 400'000 Menschen mit oder nach Krebs – doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Viele von ihnen kämpfen mit psychischen und physischen Spätfolgen wie Fatigue, Unfruchtbarkeit oder Depressionen. Die Krebsliga bietet ihnen verschiedene Beratungen und Kurse an und führt die unterschiedlichen Nachsorgeangebote zu einem unterstützenden Ganzen zusammen.
Palliative Care: Lebensqualität bis zum Schluss
Auch in der Palliative Care bestehen nach wie vor Versorgungslücken – unter anderem, weil die Finanzierung dieser spezialisierten Versorgung nicht gesichert ist. Ein 2020 publizierter Bericht des Bundesrats hält klar fest, dass die Angebote der Palliative Care nicht ausreichend in die Gesundheitsversorgung integriert sind und der Zugang nicht schweizweit gewährleistet ist. Konkrete Massnahmen, wie dieser Umstand geändert werden könnte, fehlen nach wie vor.
Krebsregistrierung: Es braucht aktuelle und verlässliche Daten
Um die Versorgungslücken in der Schweiz besser erkennen zu können, braucht es verlässliche Daten. Diese kann die schweizweite Krebsregistrierung liefern, die seit 2020 über eine gesetzliche Grundlage verfügt. Damit sich aber die Gesundheitspolitik künftig auf eine zuverlässige Datengrundlag über Krebserkrankungen abstützen kann, sind die Vollzähligkeit, die Vollständigkeit, die Korrektheit und die Aktualität der Daten zentral – entsprechend muss der Krebsregistrierung die nötige Priorität eingeräumt werden.
Forderung nach einem nationalen Krebsplan
Die vielfältigen Herausforderungen in der Krebsversorgung können ohne einen nationalen Krebsplan kaum gemeistert werden. Bund, Kantone und allen betroffenen Akteure über die gesamte Versorgungskette müssen vorausschauend und koordiniert zusammenarbeiten. Nur so können sie die komplexe Krankheit Krebs bewältigen. Die Krebsliga wird diese Aufgabe als spendenfinanzierte Organisation nicht alleine stemmen können. Deshalb macht sie am Weltkrebstag auf die Lücken in der Versorgung und die Bedürfnisse der Betroffenen und ihrem Umfeld aufmerksam.PS