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Wie entwickelt sich die Antikörperantwort gegen neue SARS-CoV-2-Varianten?

Eine Kölner Arbeitsgruppe hat in zwei Studien untersucht, wie sich die Antikörperantwort gegen SARS-CoV-2 mit der Zeit verändert und wie sich das Immunsystem mit klugen Strategien auf neue Varianten vorbereitet.

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In einem als Affinitätsreifung bezeichneten Prozess können sich Antikörper durch durch den Austausch (Mutationen) einzelner Aminosäuren mit der Zeit verändern und so infektiöse Erreger besser erkennen. Eine Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät konnte nun zeigen, dass eine Omikroninfektion bei geimpften Personen eine erneute Immunantwort hervorruft, die primär auf der Reaktivierung von Gedächtnis-B-Zellen beruht.

Erstkontakt bereitet auf zukünftige Varianten vor
Interessanterweise hatte der Reifungsprozess der von diesen Zellen produzierten Antikörper bereits lange vor der Entstehung von Omikron stattgefunden – das Immunsystem war also schon vorbereitet. Die Ergebnisse der beiden Studien zeigen, wie stark der erste Kontakt mit SARS-CoV-2 das Immunsystem prägt und geben Hoffnung, dass es auch auf zukünftige Varianten vorbereitet ist.

«Unser Ziel war es zunächst zu untersuchen, wie sich die Antikörperantwort bei gesunden Testpersonen durch eine dritte Impfung gegen den ursprünglichen SARS-CoV-2 Stamm verändert», berichtet Svea Rose, Doktorandin und eine Erstautorin. «Die Ergebnisse haben uns erstmal überrascht. Obwohl die dritte Impfung die SARS-CoV-2-Immunantwort insgesamt deutlich verstärkt hat, war auf der Ebene einzelner Antikörper kaum eine weitere Reifung zu beobachten.»

Untersucht wurden im Verlauf aber auch Personen die sich – wie viele Menschen – nach der Impfung mit den Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 infiziert haben. Die erneute Analyse zeigte, dass sich jetzt Gedächtnis-B-Zellen vermehrten, die in der Lage waren, SARS-CoV-2 Omikron neutralisierende Antikörper zu bilden.

Immunzellen bereits vor Kontakt mit Omikron vorhanden
«Interessanterweise waren die gegen die Omikron-Variante gerichteten Immunzellen bereits vor dem Kontakt mit Omikron vorhanden und nicht erst durch Omikron induziert», ergänzt Erstautor Dr. Timm Weber. Doch damit nicht genug: Die Forscher fanden bereits zu einem frühen Zeitpunkt breit neutralisierende Antikörper, die alle getesteten neuen Varianten neutralisieren können.

Parallel dazu schaute sich die Arbeitsgruppe den molekularen Mechanismus der Affinitätsreifung an. Es wurde quasi die Zeit zurückgedreht und einzelne Antikörper, welche im ersten Jahr der Pandemie überall auf der Welt isoliert wurden, wurden in ihren Ausgangszustand zurückversetzt, berichten die beiden Erstautoren Michael Korenkov und Dr. Matthias Zehner in ihrer Studie. Dadurch konnten die Forscher zeigen, dass ein Teil der Modifikationen während der Affinitätsreifung nicht gerichtet, sondern zufällig stattfindet. Überraschenderweise waren es genau diese zufälligen Modifikationen, welche für die Neutralisation von Omikron-Varianten essenziell waren.

Einfügen willkürlicher Mutationen erweitert Arsenal
«Das Immunsystem erweitert also das Arsenal an bestehenden Antikörpern durch das Einfügen von willkürlichen Mutationen und erhöht dadurch die Wahrscheinlichkeit einen passenden Antikörper im Repertoire zu haben, wenn eine neue Virusvariante auftaucht», erklärt Dr. Christoph Kreer, der die Studie zusammen mit Prof. Klein leitete. Die neuen biologischen Erkenntnisse konnte die Gruppe nutzen, um einen therapeutischen Antikörper, welcher gegen Omikron unwirksam war, so zu modifizieren, dass er Omikronvarianten wieder effektiv neutralisieren konnte.

Zusammengefasst zeigen die Arbeiten wie das menschliche Immunsystem auf ein neues Virus und seine entstehenden Varianten reagiert. Die neu isolierten breit neutralisierenden Antikörper sind dabei so wirksam, dass sie auch therapeutisch und präventiv gegen neuere Omikronvarianten eingesetzt werden könnten.PS

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