Pockenviren sind dafür bekannt, dass sie in der Umgebung sehr lange infektiös bleiben können. Eine Studie der Abteilung Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum hat gezeigt, dass es dabei sehr auf die Temperatur ankommt.
Wochenlange Beobachtung
Seit 2022 verbreitet sich das Mpox-Virus vermehrt von Mensch zu Mensch. Auch wenn die Ansteckung vorrangig auf direktem Körperkontakt beruht, ist es möglich, sich über kontaminierte Oberflächen zu infizieren, beispielsweise im Haushalt oder in Krankenhauszimmern. «Von Pockenviren ist bekannt, dass sie in der Umgebung sehr lange infektiös bleiben», erklärt Dr. Toni Meister aus der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität.
«Für Mpox kannten wir die genauen Zeiten bislang aber nicht.» Die Forscher untersuchten sie daher, indem sie das Virus auf gereinigte Edelstahlplättchen auftrugen und diese bei verschiedenen Temperaturen aufbewahrten: Bei vier Grad, bei 22 Grad, was ungefähr Raumtemperatur entspricht, und bei 37 Grad. Sie ermittelten die Menge infektiöser Viren nach verschieden langen Wartezeiten zwischen 15 Minuten und mehreren Tagen bis Wochen.
Viren bleiben lange ansteckend
Unabhängig von der Temperatur änderte sich dabei in den ersten Tagen an der Menge infektiöser Viren nur wenig.
- Bei 22 und 37 Grad sank die Viruskonzentration erst nach fünf Tagen deutlich ab.
- Bei 37 Grad war bereits nach sechs bis sieben Tagen kein vermehrungsfähiges Virus mehr zu finden,
- bei 22 Grad dauerte es zehn bis elf Tage, bis keine Ansteckung mehr möglich war.
- Bei vier Grad sank die Virusmenge erst nach 20 Tagen stark ab,
- nach 30 Tagen bestand keine Ansteckungsgefahr mehr.
«Das deckt sich mit der Erfahrung, dass man sich im Haushalt auch nach knapp zwei Wochen noch über Oberflächen mit Mpox anstecken kann», so Prof. Dr. Eike Steinmann, Leiter der Abteilung Molekulare und Medinische Virologie.
Desinfektion mit Alkohol oder Aldehyd
Um die Ansteckungsgefahr bei einem Ausbruch zu verringern, ist deswegen die Desinfektion von Oberflächen besonders bedeutend. Die Forscher testeten daher die Wirkung von fünf handelsüblichen Desinfektionsmitteln. Ergebnis:
- Mittel auf Alkohol- oder Aldehydbasis senkten die Ansteckungsgefahr zuverlässig.
- Ein Wasserstoffperoxid-basiertes Desinfektionsmittel inaktivierte das Virus in der Studie aber nicht ausreichend.
«Unsere Ergebnisse stützen die Empfehlung der WHO, alkoholbasierte Oberflächen-Desinfektionsmittel anzuwenden», so Toni Meister.PS