Forschende der University of California San Diego haben in einer Studie gezeigt, dass bestimmte Blut-Biomarker eng mit selbstberichteten Gedächtnis- und Denkproblemen zusammenhängen. Genügt also bald ein einfacher Bluttest, um Alzheimer zu diagnostizieren?
Biomarker im Blut
«Unsere Studie zeigt, dass Bluttests ein zugängliches und skalierbares Instrument zum Verständnis des kognitiven Abbaus sein könnten – besonders für Patientengruppen, die bisher mit herkömmlichen Methoden nur unzureichend versorgt wurden», wird Studienautor Freddie Márquez in einer
Mitteilung zitiert.
Bislang gibt es nur einen
von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassenen Bluttest für Alzheimer. Dieser kann zwar Proteine (pTau217 und β-Amyloid 1-42) im Blut nachweisen, die mit Alzheimer in Verbindung stehen, sei jedoch teuer und nur in spezialisierten Zentren verfügbar, so die Forschenden. Zudem kommt er nur bei Personen zum Einsatz, die älter als 55 Jahren sind und bei denen Anzeichen und Symptome des kognitiven Rückgangs vorliegen.
Um neurodegenerative Erkrankungen früher und breiter zu erfassen, hat das Team um Marquez Blutproben von mehr als 5'700 hispanischen und lateinamerikanischen Erwachsenen untersucht.
Die Analyse ergab:
- NfL (Neurofilament-Leichtkette, Marker für Nervenzellschädigung) und GFAP (Marker für Entzündungen im Gehirn) stehen in Zusammenhang mit Einschränkungen beim Denken, Planen und in der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit.
- NfL und Tau-Protein (ptau-181) waren erhöht, wenn Teilnehmende über Gedächtnisprobleme berichteten.
- Das klassische Alzheimer-Protein Amyloid-Beta (Aβ42/40) zeigte dagegen keinen Zusammenhang mit den subjektiven Beschwerden.
Auffällig: Auch bei Personen ohne objektiv messbare kognitive Störungen, die selbst von kognitiven Ausfällen berichteten, waren erhöhte NfL-Werte erkennbar – ein Hinweis auf sehr frühe Veränderungen im Gehirn.
Unterrepräsentierte Gruppen im Fokus
«Hispanische und lateinamerikanische Erwachsene haben ein erhöhtes Risiko für Alzheimer und Demenz. Gleichzeitig sind sie in Studien nach wie vor stark unterrepräsentiert», betont Seniorautor Hector M. González. Mit der Studie solle diese Forschungslücke geschlossen werden.
Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass Bluttests klassische Diagnoseverfahren nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen. «Es gibt noch viel, was wir über die Aussagekraft dieser Marker lernen müssen», so Márquez. Doch sie haben das Potenzial, die Alzheimer-Diagnose schneller, günstiger und gerechter zu machen.