Home/Vitamin D: Screening und Supplementieren nur bei Risikopatienten
imageGesunde Menschen brauchen kein zusätzliches Vitamin D. Symboldbild: Unsplash.

Vitamin D: Screening und Supplementieren nur bei Risikopatienten

Gesunde Erwachsene brauchen weder Vitamin-D-Tests noch Supplemente. Das zeigt eine Übersichtsarbeit aus Bern, die 31 Leitlinien aus Europa und Nordamerika verglichen hat. Supplemente werden nur für Risikogruppen empfohlen – doch bei Dosierung und Zielwerten gehen die Empfehlungen weit auseinander.

Sarah Bourdely9.9.20254"
Vitamin D bleibt ein Dauerbrenner in der Medizin. Forschende der Universität Bern und des Inselspitals haben nun 31 evidenzbasierte Leitlinien aus Europa und Nordamerika von 2013 bis 2024 systematisch ausgewertet.

Ihr Fazit: Für Gesunde raten die Leitlinien mehrheitlich von einer Vitamin-D Supplementierung ab. Für Risikogruppen, Ältere und Osteoporose-Betroffene überwiegen Empfehlungen für niedrig dosierte, regelmässige Supplementierung, wobei die Zielwerte variieren.
Zentrale Ergebnisse auf einen Blick:
  • Kein Screening, keine Supplemente für Gesunde: Keine Leitlinie empfiehlt Testung oder Einnahme für die Allgemeinbevölkerung ohne Risikofaktoren.
  • Screening für Risikogruppen: Rund zwei Drittel empfehlen Testen bei Risikopersonen (z. B. Malabsorption, Leber-/Nierenerkrankungen, bestimmte Medikamente, dunkle Haut, geringe Sonnenexposition, Osteoporose). Etwa ein Drittel rät explizit ab bzw. bleibt unklar.
  • Supplemente ja – aber gezielt: Etwa die Hälfte empfiehlt Supplemente für Risikogruppen, häufig auch für Ältere oder Patientinnen/Patienten mit Osteoporose.
  • Dosierung: Überwiegend 400–1000 IU/Tag (Cholecalciferol); einzelne Leitlinien reichen bis 2000 IU/Tag oder fordern eine individuell angepasste Dosis.
  • Zielwerte: Sehr heterogen; häufig genannte Untergrenzen liegen bei 50–75 nmol/l 25-OH-Vitamin D.
  • Form der Gabe: Bevorzugt tägliche/regelmässige niedrige Dosen; hochdosierte Bolus-Schemata werden eher kritisch gesehen.
Die Autorinnen und Autoren finden deutliche Unterschiede zwischen den Leitlinien – sowohl beim Ob (Screening/Supplemente) als auch beim Wie (Dosis, Zielwerte). Gründe sind unter anderem: Schwankende Evidenz aus Studien mit unterschiedlichen Populationen, Basisspiegeln und Dosierschemata, Messprobleme bei 25-OH-Vitamin D (Methoden, Referenzmaterial, Einheiten) sowie unklarer Zusatznutzen ausserhalb von Knochen-/Sturzprävention.

Vitamin D: Was gilt in der Schweiz?
  • Labortests zur Bestimmung des Vitamin-D-Konzentration nur bei Personen mit einem hohen Risiko für einen Vitamin-D-Mangel.
  • Zufuhr von 600-1000 IE Vitamin D ist für die ältere Bevölkerung
  • Keine Supplementierung von Vitamin D für gesunde Erwachsene

Empfehlungen der Eidgenössischen Ernährungskommission


Was heisst das für die Praxis?
  • Kein Routinetest, keine Routinesupplementierung bei gesunden Erwachsenen ohne Risikofaktoren.
  • Gezielt handeln bei klaren Risiken (z. B. Osteoporose, Malabsorption, bariatrische Chirurgie, bestimmte Medikamente, höheres Alter): dann meist 400–1000 IU/Tag und Ziel ≥ 50–75 nmol/l.
  • Shared Decision-Making: Patientenvorlieben, Komorbiditäten und lokale Laborkapazitäten und Messmethoden berücksichtigen.
Zur Originalpublikation:

just-medical!
Blegistrasse 5
6340 Baar
Schweiz

www.just-medical.com

Kontakt
info@docinside.ch
+41 41 766 11 55