«Es ist unser Ziel, hiermit klare Strukturen in der bestehenden psychologischen Unterstützung zu schaffen», erklärt Sektionssprecherin Dr. Anke Hierundar, psychologische Psychotherapeutin in der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie im Universitätsklinikum Rostock. «Unser Manual soll ab sofort Standards für Kollegen etablieren, die bereits als Psychologen auf Intensivstationen arbeiten bzw. dort neu beginnen und entsprechend die Qualität unserer Arbeit absichern.»
Kollegen mit jahrelanger Erfahrung in der Psychotherapie, Hypnotherapie oder auch der Traumatherapie, die schwerpunktmässig als Psychologen auf der Intensivstation arbeiten, haben an der Erstellung des DIVI-Manuals mitgewirkt, um durch das Paper Erfahrungen zu bündeln und diese an jüngere oder neue Kollegen auf den Intensivstationen weiterzugeben. «Alle Autoren eint ein notfallpsychologisches Handlungsverständnis», betont Anke Hierundar. «Schliesslich ist Angst die führende Emotion im Krankenhaus. Und diese wollen wir möglichst reduzieren!»
Das Ziel: traumatisierende Belastungen der Patienten zu vermeiden
So könne das Ereignis, das zur Einweisung auf die Intensivstation führe, wie beispielsweise ein Autounfall, Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine schwere Operation, selbst potenziell traumatisierend sein. Für viele Patienten könne die Behandlung auf der Intensivstation selbst als sehr belastend und sehr bedrohlich wahrgenommen werden. «Hier gilt es, früh zu intervenieren, um spätere psychische Folgestörungen unserer Patienten zu vermeiden», erklärt die Sektionssprecherin. Diese gingen sonst zwar körperlich gesünder, aber seelisch belasteter nach Hause.
«Die meisten Kliniken realisieren, wie wichtig auch eine psychologische Begleitung im Rahmen der patientenorientierten Akutmedizin ist, auch wenn unsere Arbeit derzeit immer noch nicht abrechenbar ist», so Hierundar. Auch zur langfristigen Etablierung in die Regelversorgung soll das Manual damit langfristig den Weg bereiten.
Erfahrungen und adaptierte Techniken im Manual gebündelt
Das DIVI-Manual ist unterteilt in Kapitel zu verschiedenen Themen:
- hypnotherapeutischen Intervention,
- Interventionen zur kognitiven Umstrukturierung,
- Emotionsregulation,
- Körperwahrnehmung,
- Entspannungstechniken,
- Interventionen zur Realitätsorientierung und Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT).
Einige Techniken wurden speziell für die Intensivmedizin adaptiert, da einige Patienten nur gering – teilweise lediglich fünf bis 15 Minuten – belastbar und andere eingeschränkt in ihrer Kommunikationsfähigkeit sind.
Für Angehörige werden Hilfsmittel wie das Intensivtagebuch erläutert. Aber auch die Angehörigenbegleitung nach einem Suizidversuch und die Trauertherapie finden ihren Platz im DIVI-Manual.PS