Tabakkonsum bleibt weltweit die führende vermeidbare Todesursache. In der Schweiz werden jährlich ungefähr 9500 Sterbefälle dem Rauchen zugeschrieben (Quelle:
Krebsliga). Weltweit sind es laut WHO über acht Millionen.
Trotzdem drängen neue Nikotinpräparate auf den Markt: Neben Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln erfreuen sich E-Zigaretten, die Nikotinflüssigkeit verdampfen, grosser Beliebtheit.
Vor allem Einweg-E-Zigaretten, sogenannte «Disposables» oder «Puff-Bars», werden für Jugendliche und junge Erwachsene ansprechend in bunten Farben, mit attraktiven Aromen angeboten und als weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten vermarktet. Wie gross ihr Suchtpotenzial tatsächlich ist, ist bislang wenig untersucht.
Studienaufbau
Ein Forscherteam des LMU Klinikums München unter Leitung von Privat-Dozent Dr. Tobias Rüther und Dr. Andrea Rabenstein hat in Zusammenarbeit mit Dr. Elke Pieper vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erste Ergebnisse zu diesen Produkten veröffentlicht, wie das LMU
mitteilt.
In einer randomisierten, vierarmigen
Crossover-Studie mit 18 Probandinnen und Probanden im Alter von 19 bis 28 Jahren wurden zwei E-Zigaretten mit einer herkömmlichen Zigarettenmarke verglichen. Verwendet wurden die Einweg E-Zigaretten «Elfbar 600» mit 20 mg/ml Nikotin (Erdbeere-Kiwi-Aroma, Tabak-Aroma), die Pod E-Zigarette «myBlu» mit 18 mg/ml Nikotin (Tobacco-Roasted-Blend-Aroma) sowie herkömmliche Zigaretten mit 0,8 mg Nikotin (Marlboro Red).
Alle Produkte wurden unter standardisierten Bedingungen fünf Minuten lang ad libitum konsumiert. Während des 30-minütigen Versuchsablaufs wurden fortlaufend Zugparameter, Herz-Kreislauf-Daten und subjektive Empfindungen erfasst; parallel dazu wurden mehrere Blutproben zur Bestimmung der Nikotinkinetik abgenommen.
Einweg-Vapes in der Schweiz bald verboten?
- Der Nationalrat hat einen Vorstoss des Walliser Grünen Christophe Clivaz deutlich angenommen.
- Auch der Ständerat dürfte einem nationalen Verbot von Einweg-E-Zigaretten zustimmen. Dessen vorberatende Kommission spricht sich grossmehrheitlich für ein solches Verbot aus (mit 9 zu 2 Stimmen), obwohl der Bundesrat die Motion zur Ablehnung empfiehlt, wie der Tagesanzeiger berichtet.
- Im Wallis ist ein Verbot bereits beschlossen und tritt demnächst in Kraft. Auch in Bern, Basel-Stadt, Solothurn und Jura wurden entsprechende Vorstösse von den Kantonsparlamenten überwiesen.
- Neben dem hohen Suchtpotenzial stehen Einweg-Vapes auch in der Kritik, da ein Grossteil der Geräte nicht vorschriftsgemäss entsorgt werden. Statt im Elektroschrott landen sie im normalen Abfall, am Strassenrand, in einer Wiese oder einem See.
Nikotinwerte steigen schneller als bei klassischen Zigaretten
Das alarmierende Ergebnis der Studie: Die getesteten Disposables der Marke Elfbar erreichten Höchstkonzentrationen im Blutplasma von 7,1 ng/ml (Erdbeere-Kiwi-Aroma) und 6,9 ng/ml (Tabak-Aroma) – nahezu auf dem Niveau herkömmlicher Zigaretten mit 8,1 ng/ml. Wiederbefüllbare Pod-Systeme (myBlu) lagen mit 3,1 ng/ml deutlich darunter.
Besonders beunruhigend: Der Nikotinspiegel stieg bei den Einwegprodukten bereits in der ersten Minute nach Konsumbeginn am stärksten an. Die maximale Nikotinkonzentration wurde nach nur fünf (Elfbar 600 Strawberry-Kiwi) bzw. sechs (Elfbar 600 Tobacco) Minuten erreicht – schneller als bei klassischen Zigaretten (acht Minuten).
Fazit: Hohes Suchtpotenzial durch Einweg-Vapes
Für das Suchtpotenzial eines Produkts ist vor allem der schnelle Anstieg der Nikotinkonzentration in der akuten Phase – also in den ersten Minuten nach Beginn des Konsums – entscheidend. Aufgrund ihrer schnellen Nikotinanflutung vermuten die Forschenden daher, dass Einweg-E-Zigaretten die Konsumvariante mit dem stärksten Suchtpotential von allen getesteten Produkten seien.
Die Probanden bewerteten die Disposables ausserdem als befriedigender und äusserten eine höhere Lust zum erneuten Konsum im Vergleich zu einer herkömmlichen Zigarette. Besonders die Erdbeere-Kiwi-Variante erfreute sich grosser Beliebtheit.