Wann soll bei Eierstockkrebs operiert werden – sofort oder erst nach einer Chemotherapie? Diese zentrale Frage der gynäkologischen Onkologie hat die internationale
TRUST-Studie unter Leitung von Prof. Dr. Sven Mahner (LMU Klinikum München) systematisch untersucht.
Für die Studie wurden knapp 700 Patientinnen mit einem fortgeschrittenen, aber operabel erscheinenden Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs nach dem Zufallsprinzip einer Primäroperation mit anschliessender Chemotherapie oder einer Chemotherapie für drei Zyklen mit anschliessender Intervall-OP und nachfolgend nochmals drei Zyklen Chemotherapie zugewiesen. Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre.
Wesentliche Ergebnisse der TRUST-Studie:
- Langfristiger Überlebensvorteil: Patientinnen mit Primäroperation überlebten im Median 54 Monate, gegenüber 48 Monaten bei Intervalloperation nach neoadjuvanter Chemotherapie.
- Höhere Heilungschance: Nach fünf Jahren waren etwa 25 % der primär operierten Frauen rezidivfrei, verglichen mit nur 10 % in der Intervallgruppe.
- Hohe chirurgische Erfolgsrate: In 75 % der Fälle konnte der Tumor vollständig entfernt werden.
- Kritischer Erfolgsfaktor: Nicht der Zeitpunkt, sondern die operative Qualität entschied über das Behandlungsergebnis.
Die Ergebnisse sprechen klar für eine Primäroperation, sofern sie unter höchster chirurgischer Qualität durchgeführt wird, so das LMU Klinikum in einer
Pressemitteilung.
Bedeutung für die klinische Praxis
Für die gynäkologische Onkologie liefert die TRUST-Studie konkrete Handlungsempfehlungen:
Lässt sich bei einer Primäroperation der Tumor nicht vollständig entfernen, sollte der Eingriff abgebrochen werden. Stattdessen folgt eine Chemotherapie über drei Zyklen – mit anschliessender Intervalloperation. Bei rund 50 Prozent dieser Patientinnen gelingt es dann, den Tumor doch noch vollständig zu entfernen.
Trotz längerer OP-Dauer lag die Komplikationsrate der Primäroperation nur leicht höher (18 % vs. 12 %). Die Lebensqualität war in beiden Gruppen vergleichbar.