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imageMehr Lebensqualität im Alter – trotz Schmerzen. Dafür braucht es eine optimale Versorgung. Symbolbild: Unsplash.

GeriPAIN: Neue S3-Leitlinie für den Umgang mit Schmerzen im Alter

Ob Hausarztpraxis, Spital oder Pflegeheim – ältere Menschen mit Schmerzen brauchen differenzierte Betreuung. Die neue Leitlinie GeriPAIN gibt erstmals evidenzbasierte Orientierung für Diagnostik, Therapie und sektorenübergreifende Zusammenarbeit.

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Ob Gelenkbeschwerden oder neuropathische Leiden: Schmerz gehört für viele ältere Menschen zum Alltag. Umso wichtiger ist ein systematisches, professionsübergreifendes Schmerzmanagement.

Mit der neuen S3-Leitlinie «GeriPAIN» liegt nun erstmals eine evidenzbasierte Empfehlung für Fachpersonen vor. Entwickelt unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Schmerzgesellschaft, soll sie eine praxisnahe Orientierung bieten – für alle Versorgungsbereiche, vom ambulanten Setting bis zur Langzeitpflege.
Alle Perspektiven einbezogen
Besonders wichtig war es dem interdisziplinären Team, die Sicht aller Beteiligten einzubringen – auch die der Patientinnen und Patienten selbst.

«Eine Patientenvertreterin war neben Ärztinnen und Ärzten, Fachpflegenden, Therapeutinnen und Therapeuten wie auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern von Anfang an in die Erstellung eingebunden», betont Corinna Drebenstedt, Chefärztin der Klinik für Geriatrie und Innere Medizin des St. Marienhospitals Friesoythe und federführende Autorin der DGG.

Ein zentrales Ziel von GeriPAIN ist es, Schmerzen bessern zu erfassen – insbesondere bei Menschen mit Demenz. Aufbauend auf der früheren S3-Leitlinie zum Schmerzassessment in der stationären Altenhilfe enthält die neue Fassung nun auch Empfehlungen zur Diagnostik.

Ein Tipp aus der Leitlinie: Um den Schmerz besser lokalisieren zu können, sollten möglichst Schmerzzeichnungen (Körperskizzen/Karten/Tafeln) genutzt werden.

Mögliche Schmerzzeichen, Schmerzäudderungen und weitere Informationen zum Vorliegen von Schmerz sollten im Schmerzassessment erfasst werden. Neben der Schmerzhistorie, möglichen Komorbiditäten und der Schmerzmedikation wird dabei auch erfasst, welche verbalen und non-verbalen schmerzbedingten Verhaltensweisen die betroffenen Personen zeigen, wie beispielsweise die Vokalisation, Körperbewegung und Mimik.
Medikamentenreview im Vier-Augen-Prinzip
Neu ist auch die Empfehlung, die Medikation älterer Patientinnen und Patienten regelmässig im Vier-Augen-Prinzip auf Wechselwirkungen zu überprüfen. Wie das in der Praxis gelingen soll, sei noch offen.

«Generell muss sich für die Verbesserung der Schmerzversorgung Älterer die sektorenübergreifende Kommunikation noch stark verbessern», fordert Drebenstedt. «Ja, wir haben jetzt eine elektronische Patientenakte. Aber die können viele Kliniken und Hausarztpraxen noch technisch gar nicht öffnen. Für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter steht dieses Instrument nicht zur Verfügung. Das ist ein absolutes Manko!»
Forschungsbedarf bei Schmerzmedikamenten
Ein weiterer Punkt: Die Evidenzlage zur medikamentösen Schmerztherapie bei älteren Menschen bleibe lückenhaft. «Wir müssen uns trauen, genau hinzuschauen, um Medikamentenwirkungen auch tatsächlich beurteilen zu können», so Drebenstedt.

Für nichtmedikamentöse Ansätze wie Bewegungstherapie gäbe es bereits zahlreiche evidenzbasierte Empfehlungen – doch das reiche nicht aus. Invasive und perioperative Schmerztherapie sei in GeriPAIN bewusst ausgenommen. Hierfür existieren laut Drebenstedt andere Leitlinien, «nur eben nicht auf S3-Niveau».

  • S3-Leitlinie GeriPAIN Langversion

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