Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat eine neuartige Methode zur Verabreichung von Impfstoffen entwickelt, wie die North Carolina State University in einer
Medienmitteilung verkündet.
In Tierversuchen zeigten die Wissenschaftler, dass die Applikation von Impfstoffen in das Saumepithel, einen Bereich zwischen Zahn und Zahnfleisch (Sulcus gingivalis), eine starke Immunantwort auslöst – sowohl im Blut als auch auf Schleimhäuten wie Nase und Lunge.
Grippeimpfung per Zahnseide
In ihrer
Studie testeten die Forschenden ihre Hypothese mit einem Grippeimpfstoff in Mäusen. Dabei verglichen sie drei Verabreichungswege: über die Zahnseide, über die Nase und unter der Zunge. Ergebnis: Die Immunantwort war bei der Zahnseidenmethode auf den Schleimhäuten deutlich stärker als beim klassischen oralen Weg unter der Zunge – und vergleichbar mit der nasalen Applikation.
«Die Verabreichung des Impfstoffs über das Saumepithel führt zu einer weitaus besseren Antikörperreaktion auf den Schleimhautoberflächen als der derzeitige Goldstandard, die Impfung über die Mundhöhle.» Rohan Ingrole, Erstautor der Studie.
Für die Anwendung beim Menschen testete das Team sogenannte Floss Picks, bei denen beschichtete Zahnseide in einen Halter eingespannt ist. In einem ersten Versuch konnten 59 Prozent der Probanden den Farbstoff – als Impfstoffsimulans – erfolgreich im Zahnfleischsaum ablegen. Darüber hinaus gaben 67 Prozent an, dass sie eher bereit wären, sich gegen Influenza oder Coronaviren impfen zu lassen, wenn das per Zahnseidestick möglich wäre.
Getestet wurden verschiedene Impfstofftypen, darunter mRNA, Proteine und inaktivierte Viren. Der Verzehr von Nahrung oder Wasser unmittelbar nach der Impfung beeinträchtigte die Wirkung nicht. Ein weiterer Vorteil: bei Zahnseide können die Impstoffe in den Beschichtungen stabilisiert werden. Das ermöglicht eine ungekühlte Lagerung und sogar den Versand per Post.
Offen sind Fragen zur Anwendbarkeit bei Kleinkindern ohne Zähne und Personen mit Zahnfleischproblemen. Klinische Studien sind in Planung.