Seit Jahrzehnten gilt die Regionalanästhesie – etwa eine Spinal- oder Periduralblockade – als einzig sicherer Weg bei Kaiserschnittgeburten. Der Vollnarkose hingegen haftet der Ruf an, riskant für Mutter und Kind zu sein.
Forschende der
Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania (U-Penn) stellen diese Sichtweise nun auf den Prüfstand. Das Team um Mark Neuman analysierte klinischer Daten aus drei Jahrzehnten, um die Auswirkungen der Vollnarkose im Vergleich zur Spinal- oder Periduralanästhesie beim Kaiserschnitt zu untersuchen.
Das Ergebnis: Neugeborene unter Regionalanästhesie erzielten im Schnitt leicht höhere Apgar-Werte – ein Mass für ihre Vitalität nach der Geburt. Der Unterschied sei jedoch «wahrscheinlich klinisch nicht relevant», so die Forschenden.
Selbstbestimmung bei der Geburtsanästhesie
Die
Studie zeigt, dass die Wahl der Narkoseform individueller getroffen werden kann, als oft angenommen. «Da Regionalanästhesie so weit verbreitet ist, glauben viele Patientinnen, sie sei die einzig sichere Option. Unsere Studie zeigt jedoch, dass die Anästhesiewahl in der Schwangerschaft kein Einheitsmodell sein muss»,
betont Neuman in einer Medienmitteilung.
Auch Erstautorin Sarah Langer unterstreicht die Bedeutung der Ergebnisse: «Diese Studie gibt Frauen evidenzbasierte Informationen zur Hand, um über die Narkoseform beim Kaiserschnitt mitentscheiden zu können. Geburt ist ein körperlich und emotional fordernder Prozess – Patientinnen sollten sich nicht so fühlen, als hätten sie keine Optionen.»
Die Forschenden betonen, dass die Vollnarkose die Regionalanästhesie nicht ersetzen soll – wohl aber als realistische Option in Betracht gezogen werden darf.
Da viele der untersuchten Studien ausserhalb Nordamerikas durchgeführt wurden, fordern die Autorinnen und Autoren weitere US-basierte Forschung. Noch immer seien schwangere Frauen in klinischen Studien unterrepräsentiert – ein historisches Defizit, das die Datenlage einschränke.