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Können Bildung und Beruf die Herz-Kreislauf-Gesundheit und Sterblichkeit beeinflussen?

Forscher der Universitätsmedizin Mainz untersuchen den Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und kardiovaskulären Erkrankungen sowie der Sterblichkeit.

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Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sind weltweit die häufigste Todesursache. Rund 18 Millionen Todesfälle sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich auf sie zurückzuführen. Die Ursachen für kardiovaskuläre Erkrankungen sind vielfältig und komplex. Internationale Studien deuten darauf hin, dass unter anderem der sozioökonomische Status (SES) einen Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben könnte. Der SES wird über den Bildungsstand, den Umfang der beruflichen Tätigkeit und das Einkommen definiert.

Deutliche Unterschiede …
Bisherige Studien zum Einfluss des SES auf die Gesundheit wurden jedoch vorrangig in Ländern durchgeführt, in denen der Zugang zur Gesundheitsversorgung vom Einkommen und Beruf abhängt, wie beispielsweise in den USA. Die Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) hingegen basiert auf Daten von Studienteilnehmern aus Deutschland. Hier ist eine flächendeckende Gesundheitsversorgung gegeben, sodass es diesbezüglich keine soziale Benachteiligung geben sollte. Dennoch haben die Mainzer Wissenschaftler in ihrer Studie festgestellt, dass es mit Hinblick auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit von Studienteilnehmern mit niedrigem versus hohem SES deutliche Unterschiede gab.

Das Forschungsteam hat im Rahmen der GHS den Einfluss von sozioökonomischen Faktoren auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit über einen Zeitraum von zehn Jahren umfassend untersucht. Rund 15 000 Frauen und Männer im Alter von 35 bis 74 Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet nahmen an der Studie teil. Der SES der Studienteilnehmenden wurde mithilfe eines Fragebogens im Rahmen eines computergestützten Interviews ermittelt.

Bei der Erstuntersuchung lag bei rund 4000 Studienteilnehmern eine Herz-Kreislauferkrankung, wie beispielsweise Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Venenthrombose, vor. Die Wahrscheinlichkeit dieser Studienteilnehmer, an einer bereits bestehenden kardiovaskulären Erkrankung zu leiden, war rund 19 Prozent höher als bei Teilnehmern mit einem hohen SES.

«Bei der Folgeuntersuchung nach 10 Jahren wurde deutlich, dass Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status ein um 68 Prozent höheres Risiko hatten, eine kardiovaskuläre Erkrankung neu zu entwickeln. Auch die Sterblichkeit war in dieser Gruppe um 86 Prozent höher als bei Studienteilnehmern mit einem hohen SES. Wir konnten interessanterweise feststellen, dass vor allem die Bildung und der Beschäftigungsumfang der Menschen entscheidend waren und weniger das Einkommen», erläutert Dr. Omar Hahad, Erstautor der Publikation.

… unabhängig von Lebensstilrisikofaktoren
Den Einfluss des SES auf die kardiovaskuläre Gesundheit konnten die Wissenschaftler auch erkennen, wenn sie diesen unabhängig von Lebensstil-assoziierten Risikofaktoren wie Alkoholkonsum, Rauchen oder körperliche Aktivität betrachteten.

«Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass dem sozioökonomischen Status mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss – sowohl bei der Betreuung einzelner Patienten als auch in klinischen Studien. Daher sollten sozioökonomische Faktoren in Risikoscores mit einfliessen, um die gesundheitliche Prognose zu verbessern und präventive Massnahmen früher einleiten zu können», so Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

Die 2007 gestartete Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) ist eine grossangelegte, repräsentative Bevölkerungsstudie in der Rhein-Main-Region. Das Ziel ist es, die Risikofaktoren und Ursachen der grossen Volkskrankheiten zu identifizieren. Basierend auf einer Bevölkerungsstichprobe wurden in den letzten 15 Jahren mehr als 18 000 Personen hinsichtlich ihrer Gesundheit untersucht. Alle fünf Jahre wird eine Verlaufsuntersuchung durchgeführt. Die Erkenntnisse sollen helfen, die medizinische Prävention, Diagnostik und Therapie zu verbessern.PS

  • Zur Originalpublikation
Hahad O, Gilan DA et al.: Cumulative social disadvantage and cardiovascular disease burden and mortality, European Journal of Preventive Cardiology, 2023; zwad264. DOI: doi.org/10.1093/eurjpc/zwad264.

Quelle: Universitätsmedizin Mainz/Pressemitteilung, 02.10.2023

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