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Long COVID: Welchen Nutzen hat Blutwäsche?

Long COVID ist medizinisch noch rätselhaft und schwer zu behandeln. Ein Ansatz, über den viel diskutiert wird, ist die Blutwäsche. Ein aktueller Cochrane-Review wertete Studien zu einer speziellen Form dieses Verfahrens aus.

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Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, Husten, Muskelschwäche, Sprachstörungen – Long COVID hat viele Gesichter, ein eindeutiges Krankheitsbild lässt sich kaum abgrenzen. Auch über die Mechanismen der Entstehung der unter den Begriffen Long COVID bzw. Post-COVID-Syndrom zusammengefassten Langzeitfolgen einer akuten COVID-19-Infektion ist wissenschaftlich noch wenig bekannt. Das gilt auch für die Frage, warum manche Menschen Long COVID entwickeln, während die grosse Mehrheit der akut erkrankten die Infektion problemlos übersteht.

Dabei kann Long COVID für Betroffene extrem belastend sein, bis hin zu Pflegebedürftigkeit und Frühberentung. Entsprechend gross ist die Nachfrage nach Therapieangeboten, die über die Behandlung einzelner Symptome hinausgehen. Eine zentrale Rolle nimmt in der Diskussion die Plasmapherese bzw. Apherese ein.

Beim Einsatz solcher Verfahren gegen Long COVID steht oft die Entfernung sogenannter Mikrogerinnsel (engl. microclots) im Vordergrund. Diese sollen einer Hypothese zufolge ursächlich an der Entstehung von Long COVID beteiligt sein, indem sie den Blutfluss in den feinsten Gefässen und damit die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff behindern.

Keine randomisierten kontrollierten Studien
Ein aktueller Cochrane Review hat sich nun auf die Suche nach randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit solcher Ansätze einer Blutwäsche zur Entfernung der Mikrogerinnsel gemacht – und nicht eine einzige gefunden. Auch aktuell laufende Studien, die diese Evidenzlücke bald schliessen könnten, liessen sich nicht identifizieren.
Parallel suchten die Autoren auch nach Evidenz aus Laborstudien für den postulierten Zusammenhang zwischen den Partikeln im Blut und Long COVID.

Amyloid-Fibrin(ogen)-Partikel nicht spezifisch für Long COVID
In fünf identifizierten Studien zeigte sich, dass der Begriff Mikrogerinnsel medizinisch nicht passend ist. Die Autoren sprechen deshalb korrekter von Amyloid-Fibrin(ogen)-Partikeln. Des Weiteren ergeben die ausgewerteten Studien, dass solche Partikel sowohl bei Patienten mit Long COVID als auch bei Gesunden zu finden sind, sie sind also kein spezifisches Merkmal von Long COVID. Weil die meisten Studien ihre Ergebnisse nur sehr unvollständig berichten, lassen sich daraus kaum Rückschlüsse auf die Frage ziehen, ob das Blut von Patienten mit Long COVID eventuell mehr oder grössere Partikel enthielt.

Das Fazit der Autoren: «Es gibt keinen Grund für eine Plasmapherese zur Entfernung von Amyloid-Fibrin(ogen)partikeln beim Post‐COVID‐19‐Syndrom und es fehlen Daten über die Sicherheit dieser Behandlung. Patienten sollten keine Plasmapherese ausserhalb einer ordnungsgemäss durchgeführten placebokontrollierten randomisierten klinischen Studie erhalten.»

Noch kein Cochrane-Review zur H.E.L.P.-Apherese
In Deutschland wird im Zusammenhang mit Long COVID nach einer prominenten Berichterstattung im Fernsehen vor allem das ursprünglich zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen entwickelte Verfahren der H.E.L.P.-Apherese diskutiert – die Abkürzung steht für Heparin induzierte extrakorporale Lipoprotein/Fibrinogen-Präzipitation.

Es gibt noch keinen spezifischen Cochrane-Review zur H.E.L.P.-Apherese bei Long COVID. Allerdings ist auch hier einem der vermuteten Wirkmechanismen zufolge die Entfernung des Gerinnungseiweisses Fibrinogen aus dem Blut ein wichtiges Ziel, um die vermeintlich gestörte Durchblutung des Körpers bei Long COVID zu verbessern.

Auch für einen Nutzen der H.E.L.P.-Apherese bei Long COVID gibt es nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) keine Evidenz aus aussagekräftigen Studien.PS

Zum Review

Quelle: Cochrane Deutschland/Pressemitteilung, 15.08.2023

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