Ein neuartiges subretinales Mikrochip-Implantat kann das zentrale Sehvermögen von Menschen mit fortgeschrittener altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) teilweise wiederherstellen. Das zeigt eine
internationale klinische Studie, die im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurde.
38 Patientinnen und Patienten mit sogenannter geographischer Atrophie – einer schweren Spätform der AMD – nahmen an der Studie teil. Sie waren im Durchschnitt 78,9 Jahre alt und wiesen eine stark eingeschränkte Sehfähigkeit auf.
- Ein Jahr nach der Implantation konnten 81 Prozent der Teilnehmenden wieder Buchstaben, Zahlen oder Wörter erkennen – ohne Beeinträchtigung ihres peripheren Sehens.
- Nebenwirkungen wie erhöhter Augeninnendruck oder Netzhautablösungen traten innerhalb der ersten acht Wochen auf und galten als beherrschbar.
«Ein Meilenstein in der AMD-Behandlung»
«Diese Ergebnisse markieren einen Meilenstein in der Behandlung der geographischen Atrophie», erklärt Erstautor und klinischer Koordinator der Studie Frank Holz
in einer Medienmitteilung.
Erstmals sei es gelungen, zentrale Sehfunktionen bei fortgeschrittener AMD teilweise zurückzugewinnen. «Für viele Betroffene eröffnet sich dadurch eine neue Perspektive», so der Direktor der Augenklinik des UKB und Netzhautchirurg, der auch an der Universität Bonn forscht.
Mikrochip ersetzt abgestorbene Sehzellen
Bei der AMD sterben die lichtempfindlichen Photorezeptoren in der Netzhaut ab. Das nur 2 × 2 Millimeter grosse und 30 Mikrometer dünne PRIMA-Implantat wird in einem mikrochirurgischen Eingriff unter die Netzhaut eingesetzt und übernimmt ihre Funktion.
Über eine spezielle Brille wird Infrarotlicht auf das Implantat projiziert, das dieses in elektrische Signale umwandelt. Diese stimulieren die noch intakten Nervenzellen der Netzhaut – so entstehen im Gehirn wieder optische Eindrücke.
Auch Mahi Muquit vom Moorfields Eye Hospital in London spricht von einem «echten Paradigmenwechsel»: Während bisherige Therapien meist nur das Fortschreiten der Erkrankung bremsen, ermögliche dieser Ansatz erstmals eine partielle Wiederherstellung des Sehens.
Ein unabhängiges Gremium empfahl bereits eine Zulassung der Technologie in Europa. Verbesserte Versionen des Implantats, etwa mit optimierter Bildverarbeitung, befinden sich in Entwicklung.