Viele Menschen, die wegen Atemnot in die Notaufnahme kommen, erhalten eine sogenannte nicht-invasive Beatmung (NIV). Doch viele Betroffene empfinden die eng sitzende Maske als bedrückend und entwickeln Angst oder Panik. Oft müssen Patientinnen und Patienten mit angstlösenden Medikamenten ruhiggestellt oder gar sediert werden.
Ein Forschungsteam am Mohammed V Military Teaching Hospital in Rabat (Marokko) hat nun untersucht, ob medizinische Hypnose die Verträglichkeit verbessert. Die
Ergebnisse der Pilotstudie stellte Studienleiter Dr. Tobi Hamza beim European Emergency Medicine Congress (EUSEM) in Wien vor.
Kostengünstige Ergänzung
Zwanzig Patientinnen und Patienten mit akuter Atemnot wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt die Standardtherapie mit NIV und bei Bedarf angstlösende Medikamente.
Die zweite Gruppe erhielt zusätzlich eine Hypnosesitzung. Diese begann mit einer beruhigenden Einstimmung durch sprachliche Anleitung, Atemanpassung und bildlicher Vorstellung. Darauf folgte eine Vertiefungsphase, um Angst abzubauen und die Wahrnehmung körperlicher Beschwerden zu mindern. In der anschliessenden Suggestivphase wurden Sicherheit, Vertrauen in die Behandlung und Akzeptanz der Maske gefördert. Alle Sitzungen wurden von einer Ärztin oder einem Arzt mit Ausbildung in medizinischer Hypnose durchgeführt.
Die Ergebnisse:
- 80 Prozent der Hypnose-Gruppe konnten die Beatmung ohne Sedierung erfolgreich durchführen – in der Kontrollgruppe waren es nur 50 Prozent.
- Der Komfortscore lag mit 7,5 von 10 deutlich höher (Kontrollgruppe: 4,3).
- Es wurde weniger Beruhigungsmittel benötigt.
- Die Blutwerte zeigten nach vier Stunden eine stärkere Senkung des Kohlendioxidgehalts und eine schnellere Normalisierung des pH-Werts.
«Wir waren positiv überrascht, wie stark der Unterschied war», so Hamza. Seiner Meinung nach könnte diese Methode sich als wertvolle Ergänzung in der Notfallmedizin erweisen: «Für Ärzte ist sie eine kostengünstige, nicht-invasive und medikamentenfreie Ergänzung zur Atemtherapie.»
Auch Dr. Felix Lorang, Notfallmediziner aus Deutschland und Mitglied des EUSEM-Komitees, sieht Potenzial: «Verbale Anweisungen sind bei NIV entscheidend. Hypnose geht einen Schritt weiter – sie intensiviert die Interaktion». Hypnotisierte Patienten tolerieren die nicht-invasive Beatmung leichter und fühlen sich insgesamt wohler. Das führe schliesslich auch dazu, dass sich die klinische Wirksamkeit der Beatmung verbessere.
Die Untersuchung ist eine der ersten prospektiven Studien zur Hypnose in der akuten Notfallbeatmung. Wegen der kleinen Teilnehmerzahl gilt sie als Pilotstudie, eine grössere multizentrische Studie ist bereits in Planung. Dort soll auch geklärt werden, ob Hypnose die Rate an Intubationen oder die Aufenthaltsdauer im Spital reduzieren kann.