Paul-Klee-Forschungspreis 2022 für fibrosierende Erkrankungen
Mit diesem Forschungspreis sind kürzlich zum zweiten Mal junge Forschende ausgezeichnet worden, die mit herausragenden Arbeiten dazu beitragen, das Wissen über fibrosierende Erkrankungen zu vergrössern.
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Der Künstler Paul Klee litt über Jahre an einer solchen Krankheit, und nur sehr wenig war damals zu deren Pathogenese und Therapie bekannt. Der von Boehringer Ingelheim gestiftete Preis möchte die Forschung und den interdisziplinären Austausch im ärztlichen und pflegerischen Management betroffener Patienten unterstützen.
Die prämierten Forschungsprojekte wurden am 16. September 2022 im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums am Zentrum Paul Klee in Bern vorgestellt. Drei Promotionsarbeiten sowie eine grosse Projektentwicklungsarbeit für ein patientenzentriertes Netzwerk («MANOSS-SELF-Projekt») wurden in diesem Jahr ausgezeichnet:
Dr. med. Yuly Paulin Mendoza Jaimes: New concepts and novel non-invasive tools for risk stratification in advanced chronic liver disease (ACLD)
Andrea Stephanie Karolin: Mechanisms of Calcineurin Inhibitor Toxicity of the kidney
Dr. med. Dr. sc. nat. Joel Zindel: Peritoneal macrophage aggregation and EGFR dependent mesothelial to mesenchymal transition: novel therapeutic avenues for peritoneal adhesions
Dr. Agnes Kocher (Gewinnerin des prospektiven Hauptpreises): Development of an eHealth-facilitated self-management intervention delivered by patients with systemic sclerosis – the MANOSS implementation science project.
Dr. Agnes Kocher; Bild: Boehringer Ingelheim
Fibrosierende Erkrankungen besser verstehen und managen lernen
Fibrosierende Erkrankungen - dazu gehört die systemische Sklerose, an der Paul Klee litt - sind eine Gruppe von seltenen chronischen Krankheiten mit vielfältigem Erscheinungsbild und potenziell schwerem bis tödlichem Verlauf. Ihre Gemeinsamkeit ist die krankhafte Vermehrung von funktionslosem Bindegewebe, welches die ursprüngliche Organfunktion immer mehr einschränkt. Dieser fortschreitende Umbau kann in Organen wie der Haut, Lunge oder Leber stattfinden. Die wenigen, aktuell verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten erlauben es, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, jedoch nicht, ihn zu stoppen. Darum sind das bessere Verständnis der Fibrose sowie Methoden zur möglichst frühzeitigen Diagnosestellung sehr wichtig.
Prof. Carlo Chizzolini, emeritierter Leiter der Abteilung Pathologie und Immunologie am Universitätsspital Genf (HUG), hat für 2022 den Vorsitz des wissenschaftlichen Gremiums für die Auswahl des Forschungspreises übernommen. Er gab in Bern einen kurzen Überblick über Erkenntnisse zu dem komplexen, noch weitgehend unerforschten Krankheitsbild, bei dem inflammatorische und fibrotisierende Prozesse im komplexen Wechselspiel eine Rolle spielen. Er vermutet, dass intrazelluläre molekulare «Schalter» dafür verantwortlich sind, ob pro-inflammatorische und pro-fibrotische Prozesse sich abwechseln und vermengen oder eben nicht. Er plädierte dafür, diese «Schalter» gezielt zu erforschen und ihr antifibrotisches Potenzial therapeutisch zu nutzen. Die Krankheitskaskade betrifft die Bereiche Kardiologie, Dermatologie, Hepatologie, Nephrologie, Ophthalmologie und/oder Pneumologie.
Weitere Informationen
Antragsberechtigt für die jährliche Ausschreibung sind wissenschaftlich tätige akademische Mitarbeiter, die ihre Projektidee oder Promotionsarbeit entweder an oder in enger Anbindung an eine Schweizer Universität realisieren. Berücksichtigt werden Promotionsarbeiten aus Präklinik, Klinik und auch Geisteswissenschaften, die zur Publikation eingereicht oder publiziert worden sind. Das unabhängige, interdisziplinäre wissenschaftliche Gremium besteht aus Vertretern unterschiedlicher Fachrichtungen.
Weitere Informationen zum Paul-Klee-Forschungspreis, Preisgelder, Antragsberechtigung u.v.m. zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung finden Sie unter: