Im Zeitraum vom November 2021 bis Oktober 2022 wurden im Rahmen der Anamnesegespräche ein Screening zum Alkoholkonsum durchgeführt. Bei Patienten, die ein gesundheitsschädigendes Alkoholkonsummuster zeigten, wurden weiterführende Interventionen geplant und durchgeführt. In der Zwischenzeit wurde das Pilotprojekt des Amts für Gesundheit und des Kantonsspitals Münsterlingen erfolgreich abgeschlossen.
Mit grossem Engagement und Überzeugung konnte die Projektgruppe den Prozess zur Erkennung und frühen Intervention in Bezug auf gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum zielführend auf zwei Stationen umsetzen. Die Datenerhebung der Patienten, Durchführung von Screening und Kurzintervention sowie Befragungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gaben Aufschluss über ein umsichtiges Projektmanagement sowie eine praxisorientierte Umsetzung des Konzeptes «Alkoholprävention im Spital».
Rund 75% der stationären Patienten wurden erfasst und zu ihrem Alkoholkonsum vertieft befragt. Bei etwa 10% dieser Personen war eine Risikoeinschätzung im Behandlungsteam notwendig, die bei knapp 1% der erfassten Patienten zu Kurzinterventionen (persönliche Informationsgespräche) führten.
Es ist wichtig, die ersten Anzeichen eines Problems mit Alkoholkonsum möglichst früh zu erkennen, den Handlungsbedarf abzuklären und geeignete Massnahmen zu finden, um die Betroffenen zu unterstützen. Es bestätigte sich, dass insbesondere die Schulung und Unterstützung der Pflegefachpersonen zu einer erfolgreichen Umsetzung geführt haben. Die Haltungsänderung gegenüber Personen mit gesundheitsschädigendem Alkoholkonsum ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Mit diesem Pilotprojekt ist es gelungen, die Pflegefachpersonen dafür zu sensibilisieren, weiterzubilden und in ihrer Kompetenz zu stärken. Für die Mitarbeiter steht die Stärkung und Förderung der Kompetenzen im Mittelpunkt. Zusätzlich zu den im Pilotprojekt entwickelten E-Learning-Kurs und Workshop «Alkohol als Sucht» wird das Weiterbildungsprogramm um ein Angebot für die Pflegepersonen zum Ansprechen von heiklen Themen ausgebaut.
Das Ansprechen des Alkoholkonsums innerhalb der Anamnese und allenfalls Ableitung von Interventionen sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil in der stationären Pflege. Die Durchführung der Scores (Audit-C und CAGE) zur Erkennung eines gesundheitsschädigenden Alkoholkonsums gelten als Empfehlung und das Kernteam bleibt als Gesprächsangebot für Betroffene bestehen. Zudem werden den Patienten gezielt Informationen zur Verfügung gestellt. Es werden auf allen Abteilungen Informationsbroschüren ausgelegt und auf den Patiententerminals werden Broschüren, Selbsttest und die Kontaktmöglichkeit des Kernteams aufgeschaltet. Durch das Pilotprojekt wurde den Beteiligten bewusst: Prävention ist wichtig und bleibt ein zentrales Thema.PS
Alkohol ist die am häufigste konsumierte psychoaktive Substanz in der Schweiz und für viele Krankheiten ganz oder teilweise verantwortlich. In Schweizer Spitälern weist jeder fünfte Patient ein alkoholbezogenes Problem auf. Alkoholbezogene Kurzinterventionen im Setting «Spital» zeigen Wirkung, sie führen zu einer Reduktion des Alkoholkonsums. Eine frühzeitige und präventive Unterstützung bei einer Verhaltensänderung kann damit begünstigt werden.
Das Amt für Gesundheit des Kantons Thurgau und das Kantonsspital Münsterlingen führten vom 1. November 2021 bis 31. Oktober 2022 im Rahmen eines Pilotprojekts auf je einer Bettenstation der Abteilungen Medizin und Chirurgie des Kantonsspitals Münsterlingen (KSM) ein interprofessionelles Erfassungs- und Frühinterventionskonzept in Bezug auf risikoreichen Alkoholkonsum durch. Dabei wurden Patientinnen und Patienten mit gesundheitsschädigendem Alkoholkonsum erfasst und motiviert, eine gesündere und selbstbestimmte Lebensweise anzustreben.
Auf der Grundlage des Konzeptes des Kantonsspitals Münsterlingen (2021) wurde im Rahmen der Pflegeanamnese von den Pflegefachpersonen ein Screening mit den Instrumenten «Audit C» und «CAGE» durchgeführt. Bei einem Wert, der auf einen gesundheitsschädigenden Alkoholkonsum hinwies, wurde eine Risikoeinschätzung im interprofessionellen Team durchgeführt. Bei Bedarf wurde eine Kurzintervention mittels motivierender Gesprächsführung und Abgabe einer Informationsbroschüre durch Pflegefachpersonen des «Kernteams» (mit spezifischer Schulung) angeboten.
Weiterführende Informationen
Suchtberatung (für Betroffene und Angehörige) im Kanton Thurgau: