Rektale Beatmung: IgNobel-Idee erweist sich als medizinisch haltbar
Sauerstoff per Einlauf. Das ist kein Witz, sondern ein potenziell lebensrettendes Verfahren. In Japan wurde die Technik erstmals am Menschen geprüft – mit überraschend guten Ergebnissen.
Sarah Bourdely22.10.20253"
Was 2024 noch mit einem IgNobel-Preis für Forschung, die «erst zum Lachen und dann zum Nachdenken anregt» ausgezeichnet wurde, nimmt nun konkrete Formen an: die rektale Gabe einer speziellen Flüssigkeit zur Sauerstoffübertragung ist sicher und gut verträglich.
Das zeigt ein Forschungsteam unter der Leitung von Takanori Takebe vom Cincinnati Children’s Hospital (USA) und der Universität Osaka (Japan) in einer Phase-1-Studie.
Ungewöhnliche Idee mit ernstem Hintergrund
Bei schwerer Atemnot, etwa durch Lungenversagen, Verletzungen oder Infektionen, kann eine mechanische Beatmung die Lunge zusätzlich schädigen. Takebe und sein Team forschen deshalb an einer alternativen Methode.
Visualisierung der neuen Methode. Bild: Cincinnati Children's Hospital Medical Center, Med.
Die «enterale Ventilation», von amerkanischen Medien auch als «Butt-Breathing» bezeichnet, ermöglicht die Aufnahme von Sauerstoff über die Darmschleimhaut. Dabei wird eine hochsauerstoffhaltige Flüssigkeit – das Perfluordecalin, ein klinisch erprobtes Perfluorkohlenstoff-Medium – rektal verabreicht.
Die Idee hierzu stamme von der Schmerle, einem Fisch, der Luft schluckt und den Sauerstoff über den Darm aufnimmt – eine Überlebensstrategie bei Sauerstoffmangel.
Erste Humanstudie zeigt gute Verträglichkeit
Bei der nun publizierten Studie erhielten 27 gesunde Männer zwischen 20 und 45 Jahren in Japan jeweils eine Dosis von bis zu 1,5 Litern nicht-oxygeniertem Perfluordecalin, das 60 Minuten im Darm verbleiben sollte.
Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen oder dosislimitierenden Toxizitäten auf.
Leichte Bauchschmerzen und Blähungen waren dosisabhängig und vorübergehend.
Es war keine systemische Aufnahme der Flüssigkeit messbar.
In Folgestudien soll getestet werden, ob die Methode tatsächlich die Blutsauerstoffwerte verbessert. Langfristig könne die Technik bei akutem Lungenversagen oder in der Neonatologie eingesetzt werden, um Atemwege zu entlasten, so die Forschenden.