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imageEndosomen (gelb und magenta) in menschlichen Zellen. Bild: Biozentrum, Universität Basel.

RNA-Medikamente wirken besser, wenn sie sich Zeit lassen

Eine Basler Studie zeigt: Wenn man den Transport von RNA-Molekülen in der Zelle verlangsamt, lässt sich die therapeutische Wirkung deutlich steigern.

Sarah Bourdely1.7.20253"
Sie gelten als Hoffnung bei genetischen Erkrankungen: Antisense-Oligonukleotide (ASOs). Diese winzigen RNA-Moleküle blockieren gezielt krankmachende Gene und werden bereits erfolgreich bei seltenen Erbkrankheiten wie spinaler Muskelatrophie eingesetzt. Doch in der Praxis ist ihre Wirkung oft begrenzt.

Der Grund: Nach dem Eintritt in die Zelle gelangen die ASOs zunächst in sogenannte Endosomen. Von diesen Vesikeln aus müssten sie eigentlich ins Zellplasma oder den Zellkern entkommen, um wirken zu können. Stattdessen werden sie meist direkt als «Zellmüll» deklariert und ins Lysosom transportiert, wo sie abgebaut werden.

Ein Forschungsteam um Prof. Anne Spang vom Biozentrum der Universität Basel in Zusammenarbeit mit Forschenden von Roche hat nun herausgefunden, dass ein langsamerer Zelltransport diesen vorzeitigen Abbau verhindern kann. Die Studie wurde in «Nature Communications» veröffentlicht.
Langsamer Zell-Transport als Schlüssel
Konkret identifizierten die Forschenden mithilfe der CRISPR/Cas9-Technologie die Schlüsselrolle eines Gens namens AP1M1. Dieses steuert normalerweise den Weitertransport vom Endosom zum Lysosom. Wenn man AP1M1 blockiert, verweilen die ASOs länger im Endosom – was ihnen mehr Zeit verschafft, ins Zellinnere zu entkommen.

In Zellkulturen und im Mausmodell konnte das Team zeigen, dass sich so die Wirksamkeit der RNA-Medikamente deutlich steigern lässt – ohne die Dosis zu erhöhen.
Neue Impulse für personalisierte Therapien
Die Ergebnisse könnten helfen, RNA-Therapien gezielter und wirksamer zu gestalten – ein entscheidender Schritt für personalisierte Medizin. Denn neben der Entwicklung neuer Wirkstoffe wird zunehmend auch deren Weg durch die Zelle zur Herausforderung.

«Der Schlüssel zu wirksameren Therapien liegt also nicht nur im Wirkstoff selbst, sondern auch beim Transport innerhalb der Zelle», sagt Studienleiterin Spang in einer Mitteilung der Universität Basel.

Auch andere Medikamente – oder sogar Krankheitserreger – könnten auf ähnliche Weise beeinflusst werden. «Könnte man beispielsweise die Verweildauer von Keimen in den Endosomen verkürzen, sinkt ihre Chance auszubrechen und sich in der Zelle zu vermehren. Möglicherweise liessen sich so auch Infektionen bekämpfen.»

Zur Originalstudie:
  • Liza Malong, Jessica Roskosch, Carolina Hager, et al.: «A CRISPR/Cas9 screen reveals proteins at the endosome Golgi interface that modulate cellular anti-sense oligonucleotide activity», in: «Nature Communications», Juni 2025.
  • DOI: 10.1038/s41467-025-61039-y

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