Forschende der University of South Carolina verfolgten den Gesundheitsverlauf von knapp 6000 Erwachsenen über 20 Jahre. Zu Beginn wurden die Teilnehmenden zahnärztlich untersucht und in drei Gruppen eingeteilt: gesunde Mundhöhle, Parodontitis ohne Karies, sowie Parodontitis mit Karies.
Limitationen der Studie
Die Zahngesundheit der Teilnehmenden wurde nur zu Studienbeginn erhoben. Veränderungen über die 20 Jahre hinweg wurden nicht berücksichtigt. Zudem lässt die Beobachtungsstudie keine kausalen Schlüsse zu – der Zusammenhang könnte auch durch andere Lebensstilfaktoren beeinflusst sein, so die Forschenden.
Während der Nachbeobachtungszeit erlitten 4 Prozent der Teilnehmenden mit gesunden Zähnen einen Schlaganfall – gegenüber 7 Prozent bei Zahnfleischentzündung und 10 Prozent bei gleichzeitiger Karies und Parodontitis.
Nach Adjustierung für Alter, Rauchen und andere Risikofaktoren ergab sich: Personen mit beiden Erkrankungen hatten ein 86 Prozent höheres Risiko für einen ischämischen Schlaganfall als Menschen mit gesunder Mundflora.
Zahnarztbesuch schützt Herz und Hirn
Neben Schlaganfällen zeigte sich auch ein Einfluss auf andere kardiovaskuläre Ereignisse. Menschen mit Karies und Parodontitis wiesen ein 36 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkte oder tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.
«Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine bessere Mundgesundheit ein wichtiger Teil der Schlaganfallprävention sein könnte», sagt Studienautor
Souvik Sen, Neurologe an der University of South Carolina,
in einer Mitteilung.
«This study reinforces the idea that taking care of your teeth and gums isn't just about your smile; it could help protect your brain.» Souvik Sen, University of South Carolina.
Und tatsächlich: Teilnehmende, die regelmässig den Zahnarzt aufsuchten, waren 81 Prozent seltener von Karies und Parodontitis betroffen. Zudem traten Schlaganfälle und Herzkrankheiten in dieser Gruppe deutlich seltener auf. Damit stützt die Studie die Hypothese, dass vorbeugende Zahnpflege nicht nur den Zähnen, sondern dem gesamten Gefässsystem zugutekommt.
Eine zweite, zeitgleich publizierte
Analyse derselben Forschungsgruppe bestätigt den Zusammenhang. Demnach war Parodontitis mit einem grösseren Volumen sogenannter
white matter hyperintensities (WMH) assoziiert – einem MRT-Marker für mikrovaskuläre Hirnschäden. Kein Zusammenhang zeigte sich hingegen mit Mikroblutungen oder lakunären Infarkten.
Beide Untersuchungen stützen damit die Annahme, dass Zahnfleischentzündungen nicht nur lokal wirken, sondern auch systemische Gefässprozesse beeinflussen könnten.
Zu den Studien:
- Stefanie Wood, Lawson Logue, Jaclyn Meyer, et al.: «Combined Influence of Dental Caries and Periodontal Disease on Ischemic Stroke Risk», in: «Neurology Open Access», Oktober 2025. DOI: 10.1212/WN9.0000000000000036
- Jaclyn Meyer, Chylee Martin, Stefanie Wood, et al.: «Periodontal Disease Independently Associated With White Matter Hyperintensity Volume. A Measure of Cerebral Small Vessel Disease», in: «Neurology Open Access», Oktober 2025. DOI: 10.1212/WN9.0000000000000037